Umzüge mit Blütenteppich und Rauch- Was steckt hinter dem Fronleichnamsfest

Ostern und Weihnachten sind bei den meisten Menschen als religiöse Feiertage bekannt. Über Auferstehung und Geburt Jesu hat jeder schon einmal etwas gehört, wobei andere von der breiten Allgemeinheit weniger zelebrierte religiöse Feiertage wenig bis kaum bekannt sind. Dabei sind die Unbekannteren nicht weniger festlich oder bedeutsam. Ganz im Gegenteil wird das katholische Fronleichnamsfest bejubelt und in einer umfangreichen und prächtigen Atmosphäre gefeiert. Weihrauch, Glockenklang und Umzüge auf den Straßen Wie gestalten die Katholiken der Gemeinde St. Otto das Fronleichnamsfest in Hoppenwalde, Vorpommern- Greifswald und was ist der Anlass der großen Zelebration ?

Zunächst muss man zugeben, dass die Unwissenheit der breiten Masse über das katholische Fest durchaus nachvollziehbar ist, da die katholische Kirche im Norden über einen ohnehin nicht allzu starken Einfluss verfügt und der Feiertag in Mecklenburg- Vorpommern außerdem nicht gesetzlich geregelt ist. Je südlicher der Blick auf die Bundesländer in Deutschland jedoch wandert, desto stärker verbreitet zeigt sich die katholische Kirche, sodass Fronleichnam in Bayern, Rheinland- Pfalz und anderen Ländern ein gesetzlicher Feiertag ist.

Der Hintergrund von „vrône lîcham“

Bei dem Fronleichnamsfest geht es um etwas ganz Zentrales im christlichen Glauben: die Eucharistie. Nun was ist die Eucharistie? Sie wird auch als Abendmahl bezeichnet, wovon die meisten im Bezug auf die Bibel wahrscheinlich schon einmal gehört haben. Das Ereignis des letzten Abendmahls gedenken die Christen am Gründonnerstag, also ein Tag vor Karfreitag, der Kreuzigung Jesu. Dabei hielt Jesus ein letztes Mahl mit seinen 12 Jüngern und brach das Brot, das er als seinen eigenen Leib bezeichnet. Zudem gab er jeden der Jünger einen Kelch mit Wein, den er als sein Blut deutete. Mit dieser Tat stiftete Jesus das gemeinsame Mahl, welches als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart und eines Bundes mit Gott weiterbestehen sollte und genau das feiern wir in der Eucharistie. Fronleichnam steht dabei im engen Zusammenhang mit Gründonnerstag, was sich bereits aus der Übersetzung des Namens ergibt. Das Wort leitet sich nämlich von dem mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ ab, was „des Herren Leib“ heißt. Daraus ergibt sich auch die offizielle Bezeichnung „Hochfest des Leibes und des Blutes Christi“. Christen glauben, dass bei der Messe Brot und Wein nicht nur symbolisch, sondern wirklich der Leib und das Blut von Jesus Christus werden. Fronleichnam ist sozusagen das „Fest des heiligen Brotes“, bei dem genau das gefeiert wird – dass Jesus in der Gestalt des Brotes bei den Menschen gegenwärtig ist.

Das gebrochene Brot wird in der Kirche mit einer gebrochenen Hostie (eine runde essbare Scheibe) symbolisiert.

Wie wird gefeiert?

Zunächst folgt eine normale Messe, auch wenn die Atmosphäre alles andere als gewöhnlich ist. Traditionellerweise zelebrieren die Katholiken das Fronleichnamsfest draußen auf der Wiese des Pfarrhauses. Eine mit Blumen und Weidenzweigen geschmückte Bühne, auf der sich auch der Hauptaltar befindet ist gerade groß genug für den Erzbischof Heiner Koch und weitere Priester und Diakone.

Die Bühne vor beginn der Messe

Die 250 anwesenden Gläubigen, unter anderem aus Stralsund, Greifwald, Templin, Pasewalk, Zinnowitz, Neubrandenburg und Löcknitz nehmen vor dem Schauplatz ihre Sitze ein. Die 20 Ministranten sogenannte „Messdiener“ sind mit den verschiedensten Utensilien ausgestattet. So trägt der eine ein goldenes Kreuz, die anderen Klingeln oder ein Weihrauchfass. Das sind Elemente die man sehr häufig während eines Fronleichnamsfestes zu sehen bekommt und daher ist es umso wichtiger ihre Bedeutung zu kennen.

Das goldene Kreuz zeigt, als zentrales Symbol des Glaubens, wer Christus ist. Gerade zu Fronleichnam ist dies besonders wichtig, weil die Katholiken die Gegenwart von Jesus Christus feiern, aber gleichzeitig auch an das Opfer erinnern, was Jesus am Kreuz gebracht hat.

Weihrauch ist ein wohlriechendes Harz, das beim Verbrennen duftenden Rauch erzeugt. Die Ministranten schwenken das goldene Gefäß, in welchem eine glühende Kohle mit den Harzstückchen verbrennt. Die Christen „räuchern“ Dinge, um etwas Besonderes zu zeigen, weil etwas heilig oder wichtig ist. Außerdem kann der entfliehende Rauch auch sinnbildlich für die „aufsteigenden“ Gebete der Gläubigen stehen. So heißt es auch in der Bibel: „Mein Gebet steige vor dir auf wie Weihrauch“. Möglicherweise kann man bereits erahnen, dass das „Leib Christi“, also das runde Stück Brot das „Allerheiligste“ ist, welches im Verlauf der Fronleichnamsfeier mit vermehrt Weihrauch gepriesen wird.

Die Klingeln kommen primär während der Wandlung zum Einsatz, also zu dem Zeitpunkt, wo das Brot (Hostie) und der Wein in das „Leib und Blut Christus“ umgewandelt wird. Die Klingeln funktionieren wie ein spiritueller Wecker.

Die gelb- weißen Farben der Wimpel, Girlanden auf den Straßen und der Fahnen haben im Zusammenhang mit Fronleichnam eine klare, symbolische Bedeutung. Gelb steht im Glauben für die Ehre und das göttliche Licht, die Heiligkeit Christis und gerade bei Fronleichnam für die Eucharistie. Weiß soll die Reinheit, Freude und Festlichkeit des Anlasses symbolisieren.

Nun beginnt jedoch erst nach der Messe auf dem Pfarrhof der eigentliche Umzug, den man auch Prozession nennt. Dabei gibt es eine feste Ordnung, in welcher die Ministranten und Priester wandern. Voran geht das goldene Kreuz mit seinen zwei Begleitern, was symbolisiert, dass Christus seinem Volk vorausgeht. Dahinter kommen die Fahnenträger und die blumenstreuenden Kinder. Anschließend folgen die klingelnden Ministranten und die Priester.

Darauf folgen die Weihrauchträger und dahinter tragen 4 Männer den Baldachin. Dies ist ein festliches mit stoffbespanntes Dach, das über dem „Allerheilgsten“ getragen wird.

Das Allerheiligste (die runde Hostie in der Mitte, als „Leib Christi“) wird in einer Monstranz abwechselnd von den Priestern getragen und präsentiert. Sie gilt sozusagen als „Hauptattraktion“ und stellt die wichitgste Position in der Umzugsordnung dar.

Hinter dem Baldachin ziehen dann die vielen Gläubigen singend durch die geschmückten Straßen. Auch die musikalische Umrahmung durch eine Blaskapelle reiht sich ihnen an.

Während der Prozession bewegt sich der Umzug zu 4 verschieden Stationen, an denen sich Altäre befinden. Dort wird das Allerheiligtse in der Monstranz auf den Altar platziert und feierlich mit Weihrauch und unter Begleitung der Klingeln gesegnet.

Während der Segnung am Altar kniet die gesamte Gemeinde vor dem Priester der das Gebet zur Ehrung des „Allerheiligsten“ spricht.

Zum Schluss der Prozession begibt sich die Menschnmenge dann wieder zum Hauptaltar auf dem Pfarrhof, um den Schlusssegen des Bischofs zu empfangen. Mit dem letzten Lied neigt sich die fast 2- stündige Fronleichnamsmesse dann dem Ende zu.

Auch wenn man mit den religiösen Inhalten nicht vertraut ist, lässt sich beim Fronleichnamsfest etwas spüren: Gemeinschaft, Feierlichkeit und Gesang inmitten des Alltags. Es ist ein Fest, das die Straßen von Hoppenwalde in etwas Besonderes verwandelt – und den Glauben sichtbar macht.

Zuletzt folgt ein Interview mit dem Kaplan der Gemeinde aus Hoppenwalde mit Fragen bezüglich des Fronleichnamsfestes.

Interview mit Kaplan Domenik Zyla

Warum wird Fronleichnam öffentlich gefeiert und nicht nur in der Kirche?

Zyla: Weil das ein Zeichen nach außen ist. Man zeigt sich als eine gläubige Person, also als Katholik. Und das ist ein öffentliches Glaubensbekenntnis, also, dass wir nicht nur an Gott glauben, der irgendwo im Himmel ist, sondern an den Gott, der in dieser Eucharistie präsent ist. In seinem Leib, in dieser kleinen Hostie, dem Stück Brot. Das ist das, was wir als Christen bekennen. Jesus Christus ist präsent in diesem kleinen Stück von Gott. Und das ist etwas Unglaubliches. 

Was ist ihrer Meinung nach das Besondere, wie Fronleichnam bei uns (Hopppenwalde) gefeiert wird?

Zyla: Es ist schön, dass es draußen gefeiert wird, also nicht in der Kirche, weil so viele Leute kommen. Das sind auch immer Leute aus der ganzen Region. Das ist das Besondere hier. Dass nicht nur die Gemeinde für sich selbst feiert, sondern dass die ganze Region kommt und auch die Leute aus unserer Gemeinde. 

Wie wichtig ist es solche traditionellen Festen beizubehalten?

Zyla: Das ist ein Teil unserer Tradition. Was auch wichtig in unserer Kirche ist. Ich zeige Tradition, die übergeben wurde. Wir haben die Bibel, als eine Quelle von unserem Glauben und auch Tradition. Wir schauen immer, wie haben unsere Vorfahren ihren Glauben gelebt? Und da schöpfen wir auch unseren Glauben. Das heißt es ist eine Quelle von der Wahrheit für uns von dem Glauben unserer Vorgänger, da lernen wir, was es bedeutet zu glauben. Diese Fronleichnam- Prozession zeigt, dass wir von unseren Vorfahren lernen, wie wir glauben können und auch glauben sollen. 

Denken sie Fronleichnam kann Brücken bauen zwischen Gläubigen und Nicht- Gläubigen?

Zyla: Ich glaube das ist eine Herausforderung. Diesen Schritt machen, dass da wirklich Jesus Christus ist, ein Gott selbst. Da muss man Glauben haben. Das ist schon die Spitze unseres Glaubens, was wir feiern, wie ein Eisberg. Aber da gibt es noch viel mehr unter der Spitze des Berges. Natürlich kann einen das besonders berühren oder auch beeindrucken. Die Prozession, die Leuten laufen mit dieser Hostie in der Mitte, also Monstranz durch die Straße, aber es ist schon sehr schwierig glaube ich für welche die nicht Glauben diesen Sprung zu machen.

Gibt es ein Erlebnis oder eine Erinnerung, die sie mit Fronleichnam besonders verbinden?

Zyla: Vielleicht nicht direkt mit Fronleichnam, aber mit dem, was da in Jesus präsent ist. Ich erinnere mich immer noch an meine Erstkommunion an der ich das erste Mal den „Leib Christi“ empfangen habe, also Jesus selbst. Und ich habe an diesem Tag später etwas gespürt: Einen tiefen Frieden in mir, aber ich wusste der Frieden kommt nicht von mir. Das war ein Beweis für mich, eine Begegnung mit Gott, mit dem heiligen Geist, der wirklich da ist in diesem „Leib Christi“. Deswegen war das auch der Anfang meiner Berufung, als Priester. Ich wusste das Gott wirklich existiert, weil ich etwas erlebt habe, erfahren habe. Deswegen ist es für mich jetzt einfacher die Prozession zu machen, weil ich glaube, da ist Gott selbst. Für mich ist das so eine Erfüllung. 

Rosali Lemke

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