Wie konzipiert man ein Logo?

Der Prozess hinter dem Design des Koboldt-Logos

von Hannah Krüger, Erfinderin und Illustratorin des Koboldts

Kleine Quizrunde: Was haben drei senkrecht verlaufende Streifen, ein angebissener Apfel und ein gelbes M gemeinsam? Dir ist die Antwort sicher sofort in den Sinn gekommen: Das sind drei Logos von weltweit bekannten Unternehmen, nämlich Adidas, Apple und McDonald’s. Diese Logos sind untrennbar und unverwechselbar mit den Markennamen verknüpft, obwohl sie in ihrer Grundidee unglaublich simpel sind. Wie gelangt man jedoch zu so einem eleganten Logo-Design? In Form einer Anleitung erfährst du im folgenden Beitrag, wie der Gestaltungsprozess hinter dem kleinen schwarzen Koboldt, dem Maskottchen unseres Schülerblogs, aussah. Vielleicht kannst du davon etwas für dein persönliches Designprojekt mitnehmen!

Das kleine 1×1 des Logo-Designs: Designkriterien eines guten Logos

Ein gutes Logo, egal ob es für eine Person, ein Projekt, eine Organisation oder ein Unternehmen gedacht ist, gekennzeichnet sich dadurch, dass das Design dem Betrachter vermittelt, um welche Art von Firma, Organisation, Verein oder Unternehmen es sich handelt. So ist das Apple-Logo schlicht, modern, minimalistisch und „clean”, ebenso wie deren Produkte, wohingegen die legendäre blaue Kugel mit den gesprenkelten Sternen des „Meatballs”, wie das erste NASA-Logo liebevoll genannt wird, unvermeidlich Assoziationen mit dem Weltraum hervorruft. 

Ein gutes Logodesign muss nicht nur zur Botschaft und Tätigkeit des Unternehmens passen und den Unternehmensauftritt unterstützen, sondern auch noch weitere Kriterien erfüllen. Adidas, Apple und McDonald’s machen es vor: Einfachheit im Logodesign ist auf vielen Ebenen erstrebenswert. Ein Logo sollte nicht zu kompliziert aufgebaut sein, sodass es auch aus weiter Ferne gut zu erkennen ist. Dabei gilt die Faustregel: So viele Elemente wie nötig und so wenig Elemente wie möglich. Eine überschaubare Struktur unterstützt auch, dass das Logo schnell vom Auge erfasst werden kann und lange im Gedächtnis bleibt. Das A und O im Logodesign ist der Wiedererkennungswert. Deshalb gilt auch, dass das Logo zeitlos sein sollte, damit es lange vom Unternehmen verwendet werden kann, ohne „out” zu wirken. Ein von Trends gefärbtes Logo muss eventuell häufiger re-designed werden, wodurch es möglicherweise von Kunden nicht wieder erkannt wird.

Am wichtigsten ist, dass die Aussage des Logos klar erkennbar ist. Je eindeutiger, desto besser. Mit der Farbwahl lässt sich die Botschaft unterstützen, aber auch hier gilt: Weniger ist mehr! Meist reichen ein bis zwei Farben und das Logo sollte auch in schwarz-weiß funktionieren. 

Original Schriftzug und Koboldt-Logo

Die Grundlage des Logos: Der Name oder Titel des Verwendungszwecks

Mit diesen Kriterien im Sinn begann ich die Arbeit an dem Design des Logos unserer neu-gegründeten Schülerzeitung „Der Koboldt”. Der Name stellte den Ausgangspunkt dar, auf den ich mich mit dem Logo spielerisch beziehen wollte. Wie wir zu diesem etwas sonderlichen Namen kamen? Es ranken sich Mythen um eine Schülerzeitung, die es angeblich einmal vor langer langer Zeit am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gegeben haben soll. Vor einigen Jahren wurde deren jährliches Erscheinen jedoch eingestellt. Wir beschlossen, in ihre Fußstapfen zu treten — wenn auch im digitalen Format — und mit ihrem Namen „Der Co-Bolt” die Aufgabe zu übernehmen, die Schüler mit Informationen rund um das Gymnasium und allem, was uns interessiert, zu versorgen.

Erster Schritt: Fragen an das Design

Ich hatte also nur den Namen als Vorgabe, und sollte mir dazu etwas passendes überlegen. Bevor ich überhaupt einen Bleistift in die Hand nahm, wollte ich Ideen sammeln, um eine Vorstellung davon zu erhalten, in welche Richtung das Design gehen sollte. Dafür stellte ich mir folgende Fragen: 

1. Welche Assoziationen habe ich zum Namen oder Titel? Bei „Der Koboldt” handelt sich dabei um ein Wortspiel von „Kobold” und „Humboldt”. Wenn ich an einen Kobold denke, springen mir sofort Bilder aus Fantasy-Filmen wie Harry Potter in den Kopf. Bei dem Namen „Humboldt” denke ich an Entdeckungsreisen, Schiffe, einen Kompass, hohe See, exotische Länder und Tiere und an das bekannte Porträt von Alexander von Humboldt in Dreiviertelansicht.

Alexander von Humboldt als Kobold

2. Zu welchem Zweck designe ich das Logo und mit welchen Symbolen lässt sich dieser visuell repräsentieren? Das Logo ist für einen Schülerblog beziehungsweise eine Schülerzeitung, die nur online erscheint. Ein Blog ist im Internet zu finden und daher undefiniert in seiner haptischen Form und lässt sich schlecht durch Symbole greifbar darstellen. Mir sind nur die Lupe der Suchmaschine und Textelemente als Repräsentation eingefallen. Zu einer Schülerzeitung hatte ich gleich viel mehr Assoziationen: Papier, Druckpresse, Setzkasten, Letter, Zeitungsrolle, Lesebrille und Schrift.

Zeitungen

3. Was ist die Zielgruppe des Logos? Mit unserem Blog schreiben wir als Schüler für Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 12.

4. Welches Gefühl soll das Logo vermitteln? Wie unserer Blog soll das Logo freundlich und offen wirken. Aufgrund unserer jungen Leserschaft darf es ruhig etwas verspielt sein.

Durch diese Fragen erhielt ich Anhaltspunkte, die mir Orientierung in meinem weiteren Vorgehen geben sollten. 

Zweiter Schritt: Suche nach Inspiration und Erstellen eines Ideen-Boards

Wenn einem gleich eine sprühende Idee zu deinem Logo gekommen ist, kann man diesen Schritt wahrscheinlich überspringen. Aber falls man doch etwas Anregung brauch, lohnt es sich, einen Blick um sich herum zu werfen, da wir überall von Logos umgeben sind. Warum sollte man etwas von Grund auf neu erfinden, wenn man die Vorarbeit nutzen kannst, die etliche Designer bereits geleistet haben. Manchmal muss man erst etwas Input erhalten, bevor man kreatives Output erstellen kann. Und selbst wenn man bereits einige Ideen hast, ist dieser Schritt nicht verkehrt, da man dadurch noch einmal in eine andere Richtung gelenkt wird und möglicherweise völlig neue Ideen erhält. 

Allerdings ist an dieser Stelle Vorsicht geboten, da die Gefahr besteht, sich bewusst oder unbewusst von aktuellen Trends beeinflussen zu lassen. Man sollte ein originelles Logo anstreben, welches sich von der Masse an Marken, die man überall im Internet findet, abhebt, damit es im Gedächtnis bleibt. Außerdem sollte einem klar sein, dass man Inspirationen aus verschiedenen Quellen kombinieren, aber nicht einfach ein Bild, welches man im Internet gefunden hast, abzeichnen kann, da dieses höchstwahrscheinlich Copyright unterliegt.

Beispielsweise habe ich recherchiert, wie typische Logos von den etablierten Zeitungen aussehen und welche Merkmale charakteristisch für Kobolde sind.

Einfache Kobolde mit geometrischen Formen

Dritter Schritt: Entwurfsarbeit

Nach so viel Vorarbeit ist es endlich so weit, den Bleistift zum Einsatz kommen zu lassen. Dabei geht es in erster Linie darum, alle Ideen auf Papier festzuhalten, die einem in den Sinn kommen. Nun ist Brainstorming angesagt: Man kann seinen mentalen Wirbelwinden freien lauf lassen und sollte alles skizzieren, was einem in den Sinn kommt, ohne zu filtern, selbst wenn einem manche Ideen etwas albern erscheinen. Schaffen und Reflektieren sind zwei getrennte Prozesse, die sich gegenseitig hemmen, wenn man versucht, sie gleichzeitig stattfinden zu lassen. Man weiß nie vorher, welche Ideen sich vielleicht doch noch als fruchtbar erweisen, und meistens hilft einem die eine Idee, zur der nächsten zu springen. Wenn man keine Ideen mehr hat, kann man auf das blicken, was man bisher zu Blatt gebracht hat, und anfangen, bestimmte Ideen durchzustreichen und andere hervorzuheben und weiter auszubauen. 

Ich kritzelte also wild drauf los: Viele Kobolde und Zeitungen und Kobolde mit Zeitungen. Bei manchen meiner Entwürfen wusste ich sofort, dass sie zu kompliziert waren, und versuchte, sie zu vereinfachen. Wenn es mir nicht gelang, verwarf ich sie. Man sollte immer daran denken, dass das Logo sich auch noch als kleines Icon decodieren lassen sollte. Für einen zeitlosen Look ist es außerdem von Vorteil, die Formen auf das Wesentliche zu reduzieren, dass bedeutet auch, hauptsächlich mit geometrischen Grundformen wie Rechtecken, Dreiecken und Kreisen zu arbeiten. 

Kleiner laufender Kobolde
Accessoires und mögliche Farbgestaltung

Vierter Schritt: Präsentation und Feedback

Falls man mit anderen Menschen zusammen arbeitet, ist dieser Schritt von seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen. Nichts wäre ärgerlicher, als ein Logo-Design perfekt ausgearbeitet zu haben, um dann zu erfahren, dass die Leute eigentlich ganz andere Vorstellungen hatten und man vieles nochmal neu machen muss. Auch wenn man das Logo nur für sich erstellt, kann es hilfreich sein, sich ein zweite Meinung einzuholen. Es kann eine große Hilfe sein, jemanden in seinem Umfeld zu seiner Meinung zu befragen — ob man diesem Rat anschließend folgt, ist schließlich alleine einem selber überlassen.

Für mich war es bei dem Design wichtig, dass die gesamte Redaktion am Prozess teilhaben konnte und ihre Vorstellungen mit einbringen konnte, damit wir ein Ergebnis erhielten, mit dem wir alle zufrieden sind. Dafür präsentierte ich alle meine Entwürfe und nahm das Feedback und die Wünsche der anderen Redakteure auf, bevor ich zum finalen Schritt überging.

Fünfter Schritt: Finalisierung des Designs

Im letzten Schritt importierte ich den final bewilligten Entwurf in Adobe Illustrator und zeichnete ihn mit dem Pentool nach, wodurch ich die perfekten glatten Linien erhielt, die für Logos typisch sind. Illustrator ist ein verktorbasiertes Grafik- und Zeichenprogramm, wohingegen Photoshop ein rasterbasiertes Bildbearbeitungs- und Zeichenprogramm ist. Achtung, hier wird es etwas technisch: Der Unterschied zwischen vektorbasierten und rasterbasierten Zeichenprogrammen liegt darin, dass sich Vektorgrafiken endlos skalieren lassen, ohne an Qualität zu verlieren, während Rastergrafiken schnell sehr verpixelt aussehen, wenn man sie vergrößert. Bei Logos ist die Skalierbarkeit von hoher Bedeutung, da man es zu unterschiedlichen Verwendungszwecken in verschiedenen Größen braucht. Illustrator ist ein Programm, welches dem Industriestandard entspricht, eine etwas steile Lernkurve hat und obendrein nur kostenpflichtig erhältlich ist. Jedoch gibt es auch viele kostenlose Alternativen, beispielsweise Inkscape oder Canva, letztere ist sehr benutzerfreundlich und man muss sie noch nicht einmal auf deinen Computer herunterladen, sondern kann sie direkt im Webbrowser bedienen. Damit steht dem professionellen Logo nichts mehr im Wege!

Vektorgrafiken

Logodesign — das kann doch jeder

Nun bist du an der Reihe! Dieser Artikel hat dich durch den Prozess von der Suche nach Inspiration bis zur finalen Grafik geführt. Falls du Lust bekommen hast, deine eigene Kreation zu realisieren, teile gerne dein Endprodukt mit uns auf Instagram.

Logo und Schriftzug

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