Ravensbrück – ein Ort des Erinnerns

Informationen Ravensbrück

Ravensbrück war ein Konzentrationslager für Frauen und Kinder mit einem kleinen Männerlager. Es lag bei Fürstenberg am Schwedtsee in Neubrandenburg und wurde von Mai 1939 bis April 1945 von KZ-Häftlingen aus Sachsenhausen erbaut. Insgesamt waren über 150.000 Menschen inhaftiert – etwa 20.000 bis 30.000 von ihnen starben durch Ermordung, Erschöpfung oder Krankheiten.

Die Häftlinge mussten Zwangsarbeit leisten – dazu gehörten viele unterschiedliche Aufgaben. Am 21.06.1940 wurde in Ravensbrück zum Beispiel die „Gesellschaft für Textil- und Lederverwertung mbH“ gegründet. Im Laufe der Zeit kamen viele weitere Industrien hinzu. 1944 umfasste der sogenannte Industriehof unter anderem eine Verwaltung, mehrere Schneidereien, eine Weberei, Spinnerei, Rohrmattenflechterei, eine Schuhmacherwerkstatt, Hilfsbetriebe für Siemens und sogar eine Kürschnerei, also eine Pelzverarbeitung.

Trotz der grausamen Zustände gab es auch einen kleinen Lichtblick: 1944 organisierten inhaftierte Frauen ein Weihnachtsfest für die rund 400 Kinder im Lager. Der Lagerkommandant erlaubte das Fest – es war die größte Solidaritätsaktion während der gesamten Zeit in Ravensbrück.

Unser Besuch in der Gedenkstätte

Am 23.05.2025 machte der 9. Jahrgang unserer Schule eine Gedenkstättenfahrt nach Ravensbrück. Nach der Ankunft wurden die ersten drei Klassen direkt zu Führungen über das Gelände eingeteilt. Die anderen durften sich in dieser Zeit frei auf dem Gelände bewegen und sich alles anschauen. Nach den sehr informativen Führungen hatten dann auch wir die Möglichkeit, uns die Orte, die uns besonders interessierten, noch einmal genauer anzusehen.

Die Eindrücke, die wir dabei gesammelt haben, waren sehr unterschiedlich. Einige fanden es hilfreich, sich alles zweimal anzuschauen. Manche berichteten sogar davon, sich verfolgt gefühlt zu haben oder bedrückt und ängstlich gewesen zu sein. Andere wiederum empfanden es nicht ganz so schlimm wie erwartet – vor allem, weil wir am Vortag schon gut vorbereitet worden waren. Trotzdem waren viele „irgendwie betroffen“ und fanden den Besuch sehr interessant und lehrreich.

Sollten Gedenkstättenfahrten verpflichtend sein?

Im Moment wird diskutiert, ob Gedenkstättenfahrten für Schüler verpflichtend sein sollten. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander – wie zum Beispiel ein Artikel vom ZDF zeigt. Manche sagen, solche Fahrten sollten Pflicht sein, damit man über die Verbrechen des Nationalsozialismus aufklärt und so verhindert, dass sich etwas Ähnliches wiederholt. Andere finden, solche Besuche sollten eher empfohlen als vorgeschrieben werden – weil Zwang die Wirkung mindern kann und die Schüler dann vielleicht nicht richtig zuhören oder sich nicht darauf einlassen.

Fakt ist: Durch Holocaust-Überlebenden wurde viel Wissen weitergegeben. Sie haben dazu beigetragen, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht vergessen werden. Doch viele dieser Menschen sind inzwischen sehr alt oder bereits verstorben – wie zum Beispiel Margot Friedländer, die am 09.05.2025 in Berlin gestorben ist. Deshalb stellt sich die Frage, wie wir in Zukunft das Erinnern lebendig halten können.

Vielleicht sollte sich jeder selbst einmal fragen: Sollte eine Gedenkstättenfahrt verpflichtend sein – oder sollte man selbst entscheiden dürfen? Und wie kann man in Zukunft verhindern, dass sich so etwas wie der Holocaust jemals wiederholt? Was ist eure Meinung dazu?

Quellen:
Holocaust-Gedenktag: Auseinandersetzen statt belehren
Margot Friedländer – Wikipedia
Verankerung von Gedenkstättenbesuchen im Unterricht – GedenkstättenForum

Imke Schulz

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