How to survive Oberstufe

Zuerst einmal die schlechte Nachricht: Nein, ihr könnt Mathe nicht abwählen.
Mathe ist eines der Fächer, bei denen euch die Wahl von der Schule netterweise abgenommen wird. Aber keine Sorge, natürlich könnt ihr ein bisschen mitentscheiden, zumindest will die Schule, dass ihr das denkt. Die ganze Kurswahl und Oberstufe sind sogar so kompliziert, dass es einen genau darauf spezialisierten Lehrer (Oberstufenkoordinator) an der Schule gibt. Dieser erzählt euch zwar noch einmal genau, worauf ihr achten müsst, da wir aber auch mal an eurer Stelle waren, wissen wir, dass es nicht schaden kann, die wichtigsten Infos jederzeit und einfach nachlesen zu können.

Kurswahl:
Leistungskurse. Das wichtigste an der gesamten Kurswahl sind die Leistungskurse, schon allein aus dem Grund, dass ihr pro LK fünf Stunden die Woche aushalten müsst. Ein weiterer, fast genauso bedeutender Faktor ist, dass sie einen großen Teil der endgültigen Abiturnote ausmachen. Die Entscheidung muss also gut überlegt sein, da ihr euer Leben ohne bestandenes Abitur fortführen müsst, falls ihr in den Leistungskursen nicht besteht. Am Humboldt könnt ihr euch zwischen folgenden LKs entscheiden: Deutsch, Mathe, Englisch, Geschichte, Physik, Informatik, Biologie, Chemie, Kunst und falls sich genug Leute finden auch Spanisch.
Die Leistungskurse machen also pro Woche 10 Unterrichtsstunden aus, der Rest der Stunden wird durch die Grundkurse aufgefüllt, bei denen es zwei- und dreistündige Fächer gibt.
Alle Naturwissenschaften wie beispielsweise Physik sind dreistündige Fächer, genauso wie die ehemaligen Hauptfächer und Geschichte. Der Rest, also künstlerische und sozialwissenschaftliche Fächer, ist zweistündig.
Das besondere an der Oberstufe ist, dass ihr erstmals die Fächer, die ihr über alles hasst, abwählen könnt. Leider gibt es einige Ausnahmen, also Fächer, die ihr belegen müsst. Wie ihr bereits wisst, gehört Mathe dazu und außerdem Deutsch, Englisch, Geschichte und Sport, es sei denn ihr habt eine Dauerentschuldigung. Ansonsten steht euch theoretisch jedes Fach zum Abwählen frei, natürlich gibt es aber auch hier einige Regeln zu beachten – wir sind schließlich in der Schule. In der Oberstufe muss nämlich zusätzlich zu den Pflichtfächern mindestens eine Naturwissenschaft, ein künstlerisches Fach und entweder Reli oder Philo angewählt werden. Die beiden letzten festgelegten Fächer sind Berufliche Orientierung und das Projektfach bzw. das Chorensemble. Beim Projektfach kann man in der ersten Schulwoche der 11. Klasse zwischen verschiedenen Angeboten, wie zum Beispiel dem Journalistischen Schreiben in dessen Rahmen dieser Schülerblog geschrieben wird, wählen. Den Rest der Fächer könnt ihr dann tatsächlich frei wählen und falls es die Anzahl eurer belegten Stunden zulässt, ein zweistündiges Fach nach der 11. Klasse sogar wieder abwählen.

Tests, Klausuren und Notenvergabe in der Oberstufe:
Wenn ihr in eurer bisherigen Schulzeit mal eine weniger gute Note bekommen habt, dann haben vielleicht Lehrer, Eltern oder ihr euch selbst gesagt: „Ach, nicht so schlimm. Es interessiert eh keinen, was für Noten ich in Klasse 7-10 hatte.“ Das ändert sich ab jetzt schlagartig. Jede Note, die ihr in einem der vier Semester der Oberstufe, also in Klasse 11 und 12, bekommt, kann für euer Abitur zählen. Aber fühlt euch jetzt nicht abgeschreckt oder eingeschüchtert, ihr habt auch die Möglichkeit, kleinere Ausrutscher ungeschehen zu machen. Von euren ganzen Fächern, die ihr angewählt habt, müsst ihr nämlich nicht alle einbringen, das heißt, es zählt nicht jedes Semester aus jedem Fach zu eurem Abitur dazu.
Wie ihr bestimmt bereits wisst, gibt es ab Klasse 11 keine Noten mehr, wie ihr sie kennt, sondern Notenpunkte. Dabei werden die Noten von 6 bis 1+ auf die Notenpunkte 0 bis 15 aufgeteilt. In den bisherigen Jahren, in denen ihr zur Schule gegangen seid, sind euch sicherlich schon mal die Zeichen „+“ und „-„ aufgefallen, die ihr möglicherweise neben euren Noten stehen hattet. Bis einschließlich der 10. Klasse hatten diese keine Bedeutung, in der Oberstufe entscheiden sie allerdings über euren Schnitt. Mit einer 2- hättet ihr in der Oberstufe 10, mit einer 2+ schon 12 Punkte.
Hier noch einmal eine Übersicht zu der Notengebung in der Oberstufe:

Nach unserem kleinen Ausflug in die Mysterien der Benotung kehren wir zurück zu den wichtigen Dingen: Was muss ich einbringen und was kann ich von meinem Zeugnis (und am besten aus meinem Leben) streichen. Von den Leistungskursen und den Pflichtfächern muss jedes einzelne Semester eingebracht werden, mit Ausnahme des künstlerischen Fachs und Reli/Philo, von denen jeweils zwei Semester zu den Noten zählen. Dabei haben die Semester der Leistungskurse eine doppelte Gewichtung. Die übrigen Semester, die am Ende zum Abitur dazu zählen, könnt ihr euch dann frei rauspicken, so dass ihr euch eure besten Semester aussuchen könnt.
Eine Sache, die in der 10. Klasse eingeführt wird, bei manchen von euch also bereits wurde, nämlich, dass ihr in jedem Fach eine Klausur schreibt, wird in der Oberstufe nochmal ausgebaut. Ihr werdet in allen Fächern pro Semester eine Klausur schreiben, also sogar in Sport, was selbst für die Zehntklässler eine Neuerung darstellt. Dabei verringert sich die Anzahl der Klausuren, die in den Hauptfächern geschrieben werden auf zwei pro Jahr, eben eine pro Semester.
Vor der Oberstufe haben es besonders engagierte Lehrer sogar schaffen können, vier Klausuren pro Jahr zu schreiben.
Die Klausurbewertung erfolgt nach folgendem Maßstab, den ihr in der Oberstufe lieben lernen werdet:

NP  15   14   13   12   11   10   09   08   07   06   05   04   03   02   01
%   95   90   85   80   75   70   65   60   55   50   45   40   33   27   20

Im Vergleich dazu zeige ich euch im Folgenden den Bewertungsmaßstab für die sonstigen Noten. Ihr werdet schnell merken, dass das Bildungsministerium bei diesem Thema nicht ganz so gnädig mit euch umgeht:

NP     15     14      13    12      11      10    09     08      07     06       05       04    03      02    01
%      98,7  97,3   96    90,7   85,3   80    73,3   66,7   60     53,3    46,7    40    33,3   26,7  20

Weiterhin braucht ihr in der Oberstufe in jedem dreistündigen oder fünfstündigen Fach mindestens drei sonstige Noten, also z.B. Tests, Vorträge oder einfach eure mündliche Mitarbeit, falls der Lehrer sich entscheidet, diese zu bewerten. In den zweistündigen Fächern braucht ihr bloß zwei sonstige Noten. Das sind natürlich nur Richtwerte, an denen sich der Lehrer orientieren kann, aber nicht muss.
Es wird also immer Lehrer geben, die selbst nach der vierten Note noch nicht halt machen werden.
Jetzt nochmal gut aufpassen!
Ein Punkt, der im wahrsten Sinne des Wortes schon so manchen 11./12. Klässler gerettet hat, ist…
tatsächlich 1 Punkt. Damit ist 1 Notenpunkt am Ende eines Semesters gemeint, den ihr mit Müh und Not erkämpft habt. Denn selbst in den Fächern, die ihr auf gar keinen Fall einbringen wollt, dürft ihr am Ende eines Semesters niemals 0 Notenpunkte stehen haben. Das zählt nämlich genauso viel, als wärt ihr nicht da gewesen und zwar nicht nur geistig, wie es scheinbar der Fall war, sondern auch körperlich. Das heißt, euer monatelanges frühes Aufstehen war vollständig umsonst, da ihr das gesamte Schuljahr wiederholen müsst.
Das „Unterpunkten“ an sich, also das nicht bestehen in einem Semester (4 oder weniger NP), führt noch nicht zum Sitzenbleiben. Zum einen könnt ihr ja in einigen Fällen das Problemsemester rausstreichen, zum anderen kann man solche Semester mit anderen, die besser gelaufen sind, ausgleichen. Lediglich in euren Leistungskursen führt schon ein einziges nicht bestandenes Semester dazu, dass ihr vor dem Durchfallen nicht mehr zu retten seid.

Besondere Schulische Ereignisse:
In der Oberstufe werdet ihr viel Unterricht haben, viele Noten bekommen und viele neue Dinge kennenlernen. Aber zusätzlich gibt es ab und zu auch Ablenkung und Abwechslung vom stressigen Schulalltag.
Die erste wird ein Praktikum in der 11. Klasse sein, welches euch eine Woche im September durchatmen lässt.
Diesmal wird euch auch niemand dazu auffordern, einen sechsseitigen Praktikumsbericht über eure Erlebnisse zu schreiben, weshalb diese Woche im Normalfall eine Erholung darstellt, falls ihr es rechtzeitig geschafft habt, einen Praktikumsplatz zu bekommen.
Wenn das nicht der Fall ist, werden euch entweder eure Tutoren, sozusagen eure neuen Klassenlehrer, solange jagen und hetzen bis ihr einen gefunden habt oder ihr dürft in der Woche des Praktikums das Schulgelände putzen. In der 11. Klasse findet dann euer letzter Wandertag statt. Was ihr da machen dürft entscheiden aber leider wie immer die Lehrer. Trotzdem solltet ihr diesen letzten Wandertag genießen denn in der 12. Klasse müsst ihr, während die jüngeren Klassen Spaß haben, eine Deutschklausur schreiben.
Aber auch im 3. Und 4. Semester der Oberstufe habt ihr noch einige Möglichkeiten um euch auch ab und zu vom schulischen Alltagsbetrieb abzulenken. Ihr werdet innerhalb eurer Kurse Ausflüge (natürlich schulischer Art und mit Lerneffekt) unternehmen oder gemeinsam mit anderen Schülern Vorträge hören. Vieles davon findet jedoch nicht mehr mit dem gesamten Jahrgang statt, sondern nur noch in kleinen Gruppen. Was jedoch alle gemeinsam planen sollten ist die Mottowoche. Dieses magische Wort ist für viele Schüler vermutlich der einzige Anreiz, nicht vorzeitig die Schule zu verlassen. Die Mottowoche des vergangenen Jahres haben wahrscheinlich viele von euch mitbekommen und was genau das ist, erklären wir euch jetzt:
Das Wichtigste an dieser Woche sind die Themen, also Mottos (oft im Plural als „Motten“ bezeichnet). Diese überlegt sich im Vorhinein ein ausgewähltes Abi-Komitee, welches normalerweise schon in der 11. Klasse festgelegt wird. Passend zu diesen Themen kommen die Schüler dann verkleidet zur Schule. In den Pausen ist es möglich, dass euch die Ohren wegfliegen aufgrund der zur Tradition gewordenen Lautsprecher, die in den Pausen den Hof überschallen. Je nach Schüler, der das DJ-Pult kontrolliert, erwarten euch die unterschiedlichsten Musikrichtungen und Genres, wobei seltsamerweise die Songs mit möglichst viel Bass überwiegen.
Außerdem werden unterhaltende Spiele und als Krönung am letzten Schultag ein Schüler-gegen-Lehrer-Wettbewerb veranstaltet. Hierbei ist eurer Kreativität keine Grenze gesetzt, also wenn ihr soweit seid, lasst euch was einfallen, die jüngeren Schüler zählen auf euch.

Abiturprüfungen und Endnote:
Die letzten Tage eurer schulischen Laufbahn werden die wichtigsten überhaupt sein. Die Abiturprüfungen entscheiden letztendlich, wie euer finaler Schnitt aussehen wird. Darüber hinaus ist dies eure letzte Möglichkeit so kurz vor dem Ziel doch noch durchzufallen. Insgesamt werdet ihr drei schriftliche und zwei mündliche Prüfungen haben, falls sich in den nächsten Jahren an der Schulverordnung nichts mehr ändert.
Dabei werdet ihr jeweils eine Abiturprüfung in euren Leistungskursen schreiben und darüber hinaus werden, falls diese keine eurer LK´s sind, Mathe, Deutsch und eine Gesellschaftswissenschaft unter euren Prüfungsfächern sein. Die Prüfungen in den Leistungskursen werden immer schriftlich ausgeübt. Zusätzlich müsst ihr (unter den oben genannten Bedingungen), entweder Mathe oder Deutsch als letzte schriftliche und als eine der beiden mündlichen Prüfungen belegen. Damit kommt ihr insgesamt auf 3 schriftliche und 2 mündliche Abiturprüfungen!
Am Ende könnt ihr dann nochmal eure Leistungen der vergangenen zwei Oberstufenjahre Revue passieren lassen und eure „Ausrutscher“ oder von Anfang an gehassten Fächer mit insgesamt sechs bis acht Semestern streichen. Davon ausgenommen sind leider die Leistungskurse und im Abschnitt Kurswahl genannten Pflichtfächer.

Tipps von Lehrern:
Ja, die wollen auch nicht, dass ihr durchfallt! (jedenfalls nicht alle)

Herr Littek: Kurz gesagt: Fleiß, Durchsetzungsvermögen, Perfektionismus!
Wir machen alle Fehler, können uns also alle IMMER verbessern.
Dafür sollten die Schüler auch nach der Schule den Stoff in Vorbereitung auf den Unterricht wiederholen. Bleibt dran!

Frau Tanejew: Hört auf euer Bauchgefühl! Denkt in erster Linie an euch selbst und vertraut nicht blind auf das, was euch die Lehrer sagen.

Herr Garbe: Optimismus! Das wird schon!

Frau Küntzel: Wählt euren LK weise, der muss Spaß machen, da müsst ihr Bock drauf haben. Nutzt digitale Medien, bildet Lernteams, bewahrt Ruhe, Ausdauer und fragt bei Lehrkräften nach.
Macht euch während des Unterrichtsgesprächs Notizen, da, z.B. Tafelbilder, nicht mehr ausreichen und ihr so schon fürs Studium und Vorlesungen üben könnt.

Frau Nicolaus: Zuhören, nachfragen, mitarbeiten!
Je besser ihr im Unterricht aufpasst – ihr könnt ja sowieso nicht weg-, desto weniger Arbeit habt ihr zu Hause. Die wenige Freizeit wird sehr wertvoll.

Frau Otte: Gut aufpassen, gut strukturieren. Wichtiges von unwichtigem Filtern, neben der Schule muss auch freie Zeit bleiben!

Robert und Anni, Klasse 11

Robert Kerth

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