Faust als einzige Pflichtlektüre im Deutschunterricht?

Die wenigsten freuen sich darauf, doch lesen müssen wir es leider trotzdem alle. „Faust. Der Tragödie erster Teil“, eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur und eine Qual für die meisten Schüler:innen. Doch die wichtigste Frage ist, ob dieses Drama von 1808 noch Rahmenplanthema in jeder Schulform sein sollte.

Grundlegend wurde der erste Teil über einen Zeitraum von fast 30 Jahren von einem der bedeutendsten deutschen Dichter geschrieben. Die Rede ist von Johann Wolfgang von Goethe. Es geht um einen Gelehrten, Dr. Heinrich Faust, der nach Erkenntnis und dem Sinn des Lebens sucht, damit aber keinen Erfolg hat. In seiner verzweifelten Situation geht er einen Pakt mit dem Teufel Mephistopheles ein, mit dessen Hilfe er sich erhofft, diese absolute Erkenntnis zu erlangen. Mephistopheles hat allerdings seine ganz eigenen Pläne, denn es gilt, eine „Wette“ mit Gott zu gewinnen, bei der es darum geht, ob er Faust vom rechten Weg abbringen könne. Mit diesem Hintergrund begeben sich die beiden ins Abenteuer und begegnen Gretchen. Faust verliebt sich sofort in sie, doch steht ihre Liebe unter einem schlechten Stern…

Buch-Bento

Man könnte denken: „Ist doch eine schöne Geschichte, eine bewegende Suche, Liebe und Abenteuer.“ Die Wahrheit sieht leider etwas anders aus. In Form eines „literarischen Gedichtes“, mit einer Fülle an rhetorischen Mitteln und poetischer Sprache ist das Werk heute oft anstrengend zu lesen und bedarf intensiver Auseinandersetzung. Zudem gibt es auch viele weitere Autoren mit Werken ähnlichen Inhalts, sodass der Einblick in literarische Vielfalt eingeschränkt wird. Als weiteres Argument gegen Faust als festes Thema im Lehrplan wird oft argumentiert, dass es nicht mehr in allen Punkten aktuell ist, bzw. der Konflikt und Inhalt sich nicht genug mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen befasst.

Trotz dessen beschäftigt „Faust I“ jährlich immer wieder neue Schüler:innen. Warum? Zum einen die Tatsache, dass man sich mit Goethe als Autor unbedingt beschäftigt haben muss. Zum anderen ist das Drama höchstes Kulturgut und wird als Teil der Allgemeinbildung betrachtet. Auch wenn es über mehrere literarische Epochen hinweg entstand, ist Faust ein Hauptwerk der deutschen Klassik und zeigt die poetische, kunstfertige Verwendung der deutschen Sprache. Es setzt hohe Ansprüche an Textverständnis und fördert so die Lesekompetenz. Außerdem bildet es die Grundlage für die Auseinandersetzung mit moralischen Fragen in anspruchsvollen Texten und analytische Kenntnisse, welche eine große Rolle im Deutschabitur spielen – genauso wie das auseinandersetzen mit literarischen Texten und Epochen.

Zusammenfassend ist Faust zwar ein nicht mehr ganz aktuelles Werk, was dazu noch schwer zu verstehen ist, aber auch ein absoluter Klassiker, wenn es um deutsche Literatur geht. Außerdem ist es eine der wichtigsten Vorbereitungen auf das Deutsch-Abi, was wohl oder übel jeder von uns machen muss. Deswegen muss man sich meiner Meinung nach auf jeden Fall mit Goethes Faust beschäftigen. Dabei würde es aber auch ausreichen, ausgewählte Passagen und nicht das vollständige Werk zu lesen. Letzteres sollte für Leute sein, die sich gerne damit auseinander setzen.

Fridtjof

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