Schule, wir alle sitzen dort jeden Tag sechs oder acht Stunden, und ihr würdet mir bestimmt zustimmen, dass es manchmal langweilig oder teilweise sehr stressig ist. Trotzdem lernen wir hier etwas, ob für einen späteren Beruf oder die Grundlagen für ein Studium. Doch ist das genug? Immer wieder hören wir, dass die Schule uns nicht genug auf das richtige Leben in einer zunehmend globaleren Welt vorbereitet.
Was wäre, wenn es dafür eine Lösung gäbe? Eine Lösung, die Schule, sogar zum Abenteuer macht. Die Rede ist von einem Auslandsjahr bzw. einem Schüleraustausch. Man lernt eine neue Kultur kennen, lässt sich auf was Neues ein und wird vor allem selbstständiger.
Das Konzept eines Schüleraustausches ist vergleichsweise einfach, man verbringt drei, sechs oder sogar bis zu elf Monaten im Ausland, lebt bei einer Gastfamilie und geht dort zu Schule. Dabei ist die Auswahl an möglichen Ländern sehr vielfältig, über Organisationen wie AIFS oder EF, kann ein Schüleraustausch fast auf der ganzen Welt verbracht werden. Neben den Ländern der europäischen Union sind vor allem Länder aus der englischsprachigen Welt, wie die USA, das Vereinigte Königreich, Australien, Kanada und Neuseeland sehr beliebt.
Doch was solltest du beachten, bevor du dich entschließt, ins Ausland zu gehen? Ein Jahr weg von zu Hause, weg von Freunden kann eine starke mentale Belastung darstellen, du musst es daher wollen, um dich bestimmten Herausforderungen stellen zu können. Schließlich sind es die Erfahrungen und Herausforderungen, an denen du wächst und selbstständiger wirst.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich Offenheit, du musst dich in allen Fällen auf eine neue Kultur und andere Bräuche einlassen, dabei sind es besonders die kleinen Dinge, die dir auffallen werden und mit denen man es am schwersten hat klarzukommen. Fast wie im Urlaub, nur du musst „die komischen Dinge“ ausprobieren. Das ist auch abhängig davon, wie stark der Wunsch ist im Ausland zu sein. Dabei spielt die Gastfamilie eine wichtige Rolle, sobald man diese gefunden hat, sollte man umgehend Kontakt aufbauen, schließlich sind das die Menschen, die einem in dieser Zeit am nächsten sind. Die Zeit im Ausland ist für jeden anders, am Ende sind es nicht die vielen Ratschläge, sondern die Erfahrungen, die du selber sammelst. Du musst dich auf das Abenteuer einlassen, denn eine Sache, die du schnell realisierst ist, dass du nie wirklich Kontrolle über die Dinge hast, die dort passieren werden.
Drei Redakteure vom Koboldt haben ein Jahr im Ausland verbracht und möchten von ihren persönlichen Erfahrungen berichten.
USA: Konrad
Ich habe elf Monate in den USA verbracht, die Entscheidung für mein Auslandsjahr kam allerdings eher spontan. Mich hat vor allem die Vorstellung eines Abenteuers bewegt, und ich wollte vor der Oberstufe und einem späteren Studium richtig was erleben und auch die Welt sehen. Also entschied ich mich bei EF (Education First), getrieben von Neugier und Abenteuerlust, für ein Auslandsjahr in den USA.
Vor dem Abflug durchlief ich jedoch erst einen komplexen und teils langwierigen Aufnahmeprozess, dieser dauert für gewöhnlich sechs Monate, weshalb ich auch noch ein wenig Zeit zum Überlegen hatte. Für mich war die Sache aber sowieso beschlossen, ich will weg. Meine Gastfamilie lernte ich wenig später im Mai kennen, was fünf Monate nach abgeschickter Bewerbung war. Ich wurde bei einer vierköpfigen Gastfamilie in einer sehr ländlichen Gegend im Bundesstaat Minnesota platziert.
Mein Abflugtermin war der 13.07. und meine Reise begann in New York, wo ich an einer Art „Camp“ für Austauschschüler teilnahm. Dort waren über 400 Austauschschüler aus aller Welt untergebracht in einer Universität, auf dem Muhlenberg Campus in Bethlehem Pennsylvania. Mit den anderen Austauschschülern konnte man schnell Freundschaften schließen, außerdem wurden wir auf die möglichen Situationen und Kulturschocks, die einem während des Aufenthalts widerfahren könnten, vorbereitet. Wir haben dort aber nicht nur gelernt, von dort haben wir sehr coole Ausflüge gemacht, nach New York, zu einem Baseball-Spiel und zu einem Wasserpark am Ende gab es sogar eine Talentshow.
Am 23.07 war es dann endlich soweit, ich würde meine Gastfamilie kennenlernen. Meine Gasteltern lebten sehr sehr ländlich, um unser Haus waren so weit man schauen konnte Maisfelder und saisonbedingt manchmal Bohnenfelder zu sehen. Der Ort Tracy ist ein kleines Dorf mit 2000 Einwohnern, im Südwesten des Bundesstaates Minnesota. Landschaftstechnisch konnte die Gegend auf jeden Fall nicht beeindrucken.
Am Anfang war das alles ein wenig seltsam, weil es relativ fremd war, denn auch wenn Greifswald keine Großstadt ist war ich null auf ländliches Leben vorbereitet. Ich wurde aber sehr herzlich von meiner Gastfamilie aufgenommen und wir kamen gut miteinander aus. Meine Gastfamilie bestand neben meinen Gasteltern aus zwei Gastgeschwistern, die jünger waren, zwölf und vierzehn Jahre alt, zudem hatten sie einen Hund und drei Katzen. Die gesamte Gastfamilie war sehr hilfsbereit in den ersten Wochen und hat mir geholfen, in den USA Fuß zu fassen. Da meine beiden Gasteltern Lehrer waren und mein Gastvater, das örtliche Footballteam trainierte, wurde ich von beiden animiert dem Team beizutreten, um so auch neue Freunde zu finden. Allgemein setzte die Entscheidung, mich an den schulischen Sportteams zu beteiligen, die Richtung in die sich mein Auslandsjahr entwickeln würde. Denn auch beim Football, trotz meines fehlenden Verständnisses für den Sport, wurde ich sehr schnell herzlich aufgenommen. Eine Sache, die sich allgemein für die Amerikaner feststellen lässt, ist, dass sie immer sehr offen und auch interessiert an mir und meinen Geschichten vom so fernen Deutschland waren. Denn viele, vor allem junge Menschen, haben das eigene Land noch nie verlassen. Durch Football entstand meine engere Freundesgruppe für den Rest des Jahres, was im Umkehrschluss für mich bedeutete, dass ich auch viel mit Sport in Kontakt kam. Während meines Aufenthaltes im Ausland war ich neben dem Footballteam Teil des Basketballteams und des Leichtathletikteams, beides Sportarten, die ich nie vorher probiert hatte. Mein Favorit ist definitiv Football.
Es war ein sehr aktives Jahr, aber die vielen Wettkämpfe und Spiele, für die wir manchmal fünf Stunden im Bus saßen, gehören zu den besten Momenten meines Aufenthalts dort. Insgesamt war ich bis zum 04.06 in den USA – ich erlebte also neben den meist heißen amerikanischen Sommermonaten auch den eiskalten Winter des Nordens mit 1,5 m Schneefall. Neben den sportlichen Highlights gab es weitere schöne Momente mit meiner Gastfamilie, ein Thanksgiving Dinner und die unfassbare Herzlichkeit der Menschen machten mein Austauschjahr zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ein Jahr voller wundervoller Momente, an die ich mich immer wieder gerne zurückerinnere.
USA: Fine
Ich habe 6 Monate in Austin Texas verbracht, in einem für die Vereinigten Staaten typischen Vorstadtort, Dripping Springs mit 7.000 Einwohnern, der jedoch stark wächst.
Meine Austausch lief über die Organisation ICXChange, die den Kontakt zu meiner Gastfamilie schon vier Monate vor Abflug, ich lernte sie also schon in Deutschland über diverse Telefonate kennen. Ich hatte ein positives Verhältnis zu meiner Gastfamilie, besonders zu meinen Gastgeschwistern. Meine Gastschwester war zu dem Zeitpunkt 13 und mein Gastbruder 11, somit war ich die älteste im Haus. Meine Gastfamilie hat mich viel gelehrt, sie haben mir gezeigt wie offen die Welt ist und dass man durch ein Auslandsjahr, eine zweite Familie finden kann.
Auch die vielen Reisen mit meiner Gastfamilie sind eine schöne Erinnerung, wir waren in Arizona, Florida und Port Aransas.
Mein Auslandsjahr in den USA war mein erster Aufenthalt dort, davor hatte ich überhaupt keinen Bezug zu diesem Land. Während meiner Zeit dort lernte ich das Land kennen und über meine Gastfamilie entstand eine emotionale Bindung zu den USA und Texas, die Stereotype die ich über die Vereinigten Staaten im Kopf hatte, als Land der Extreme, sind meinen Erfahrungen nach allem bestätigt worden. Dennoch bleiben meine Erinnerungen an das Land positiv.
Persönlich kann ich einen Auslandsaufenthalt nur sehr empfehlen. Wiederholen würde ich meinen nur bei meiner Gastfamilie, ich versuche sie so oft wie es geht zu besuchen, denn sie sind wirklich wie eine zweite Familie für mich geworden.
Neuseeland: Matthis
Meinen Auslandsaufenthalt habe ich in Cambridge Neuseeland verbracht, einer Stadt mit 20.000 Einwohnern. Ich bin dort über die Organisation Experiment e.V hingekommen. Vorbereitet wurde ich bei einem Seminar in Magdeburg, wo uns Tipps und Ratschläge für die Reise gegeben wurde. Dort habe ich auch andere kennengelernt die mit mir nach Neuseeland geflogen sind.
Am 22.01.23 bin ich dann in Neuseeland angekommen, der Flug ging 18 Stunden.
Mit meiner Gastfamilie hatte ich schon vorher Kontakt, seit Dezember 2022. Ich hatte keine Gastgeschwister, aber zwei Hunde in meiner Gastfamilie. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis, haben aber eher keinen Kontakt mehr. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Neuseeland, besonders beeindruckend war ich von der schönen Landschaft und Natur, außerdem haben mich die ganzen aufgeschlossenen Menschen überrascht. Glück mit dem Wetter hatte ich jedoch nicht, es hat dauernd geregnet und es gab Überschwemmungen.
Von der Natur war ich wie verzaubert, zu meinen schönsten Erinnerungen zählen die Ausflüge in die Natur. Unteranderem in die Waitomo Caves, das war ein wunderschöner Ausflug. Man musste sich erstmal 14m abseilen um überhaupt in die Höhle zu kommen. Dann ging es weiter durch einen engen Gang indem sich viele Löcher auftaten, und später mit einer Seilrutsche in die eigentliche Höhle. Dort angekommen haben wir erstmal die Glühwürmchen bestaunt, und sind von 4m in das dunkle Wasser eines Höhlensees gesprungen. Von dort sind wir bis zum Ende der Höhle geschwommen und haben die, von den Glühwürmchen, türkis leuchtende Decke angeschaut. Später sind wir dann zurückgeschwommen und haben uns den Weg aus der Höhle gebahnt.
Der Auslandsaufenthalt hat mir sehr gefallen, es war ein wundervolles Erlebnis. Neuseeland war jedoch nicht so fremd, wie ich es mir vorgestellt habe, mit der Englischen Sprache hatte das ganze ein irgendwie vertrautes Element. Wenn ich noch einen Auslandsaufenthalt machen würde, dann in einem nichtenglischsprachigem Land, um komplett in die Ferne und eine fremde Kultur eintauchen zu können.