Schwarze Weihnachten
geschrieben vom Wahlpflichtkurs „Weltenschreiber“
Mit Illustrationen von Charlotte
Marie
Am nächsten Morgen wachte ich völlig übermüdet auf und spürte sofort, dass ich am Vorabend zu viel Süßes gegessen hatte.
Ich musste schmunzeln, denn ich war nicht die Einzige, die gestern zu viel gegessen hatte. Nachdem wir leckeres Essen, darunter viele verschiedene Süßigkeiten, auf dem Weihnachtsmarkt kosteten, schlug Vic vor eine Runde mit dem Riesenrad zu fahren. Alle fanden die Idee gut und stimmten ihr mit voller Begeisterung zu. Ich teilte mir eine Gondel mit Aaron, Bea und Robin. Schon während der Fahrt
bemerkten wir, dass es Robin nicht gut ging. „Mir ist schlecht”, bekamen wir mehr als einmal zu hören.
Nach der Fahrt drückte uns Robin seine Sachen in die Hand und suchteschnellstmöglich einen Busch auf.
„Ich habe dir tausendmal gesagt, dass du nicht drei kandierte Äpfel am Stück essen sollst, aber du konntest ja wieder nicht hören. Jetzt hast du den Salat!”, meckerte Aaron. Bei diesen Worten musste ich mir das Lachen verkneifen und bekam von Aaron ein: „Ist doch so!” zu hören. Mit zusammengepressten Lippen nickte ich und stimmte Aaron zu. „Boah, Digga”, antwortete Robin als er seine Sachen wieder entgegennahm.
Brrrrr…..Brrrrr….Brrrrr….
Nächster Tag
Mein Wecker riss mich aus meinen Gedanken. Der Abend gestern ist das einzig Positive, an das ich heute denken kann. Denn in der Schule bekommen wir heute unseren Mathetest
wieder, der bei mir überhaupt nicht gut gelaufen ist.
Eilig machte ich mich fertig, aß eine Schüssel Müsli, packte schnell meine Sachen zusammen, schnappte mir mein mintgrünes Hollandrad, was Bea so liebte und machte mich auf den Weg zur Schule.
In der Klasse angekommen, blickte ich in übermüdete und unmotivierte Gesichter. Ich wollte mich gerade auf meinen Platz setzen, da empfing mich von weitem ein euphorisches
Winken: „Hallo Marie.” Robin.
Peinlich berührt setzte ich mich schnell auf meinen Platz: „Kannst du jetzt mal aufhören zu winken?” „Nein, warum- Aua, boah Digga”, Robin bekam von Aaron einen Tritt gegen sein Schienbein. Im Stillen dankbar für den Tritt, drehte ich mich zu Aaron um. „Na Marie, wie geht’s?”, das war eine klassische Aaron-Frage.
„Ich bin super aufgeregt wegen des Tests, den wir gleich zurückbekommen”, erwiderte ich und überspielte meine Aufregung mit einem kleinen Lächeln. „Wie geht’s dir Aaron?”, fragte ich zurück.
„Ganz gut. Aufgeregt bin ich wegen der Arbeit nicht, eher wegen meines Geschichtsvortrages. Ich muss den nämlich noch beenden und weiß nicht so ganz, ob ich das noch zeitlich schaffe. Außerdem stört es mich, dass Bea mir nicht antwortet. Ich habe ihr tausend Nachrichten geschrieben und sie hat auf keine Einzige reagiert. Keine Ahnung, was ich jetzt schon wieder falsch gemacht hab’.” Beas und Aarons Beziehung ist in letzter Zeit ein ziemliches Auf und Ab. Vielleicht reden die Beiden heute Nachmittag bei Katy darüber, ignorieren sich oder tun so, als wäre nie was gewesen. Auf eine der drei Optionen wird es hinauslaufen.
Meine Gedanken wurden unterbrochen als Frau Meininger, unsere Mathelehrerin, den Raum betrat.
Ihre Tasche stellte sie auf den Lehrertisch, schaute in die Klasse und sagte: „Ich teile euch nun eure Arbeiten aus, schaut sie euch an, zählt die Punkte nach, dann besprechen wir die
Arbeit und den Durschnitt schreibe ich gleich an die Tafel.”
Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust als Frau Meininger mir meine Arbeit umgedreht auf den Tisch legte. Rasch drehte ich sie um: eine 4. Naja, wenigstens bestanden. Gut, dass ich von Katy heute Nachmittag Nachhilfe erhalte.
Der Rest des Schultags verlief relativ unspektakulär. Nach der Schule fuhr ich zu Katy nach Hause.
Dort angekommen, empfing sie mich fröhlich und wir umarmten uns. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte,
setzten wir uns an den Küchentisch. „Ich habe gehört, dass du eine neue Schülerin in deiner Klasse hast. Wie ist sie so?”, fragte ich neugierig.
„Also ich finde sie nett. Ihr Name ist übrigens Livia. Sie ist noch etwas schüchtern, aber das wird sich mit der Zeit auch legen. Was mich stört ist, dass sie noch nicht mal einen Tag bei uns ist und die Nachricht sich schon wieder wie ein Lauffeuer verbreitet. Das ist so typisch für unsere Schule”, erwiderte Katy leicht genervt.
„Nicht nur, dass sie jetzt an unserer Schule ist, hat sich schnell verbreitet, sondern auch die ersten Gerüchte über sie gibt es schon”, fügte ich hinzu. „Mag sein”, Katy zuckte mit den Schultern, “Ich habe von diesen Gerüchten nichts mitbekommen und schenke ihnen keinen Glauben. Ich möchte Livia einfach ohne irgendwelches Vorwissen kennenlernen, was wahrscheinlich noch nicht mal wahr ist. Aber etwas neugierig bin ich jetzt doch: Was sagt man denn über sie?”
„Man sagt, dass sie die Schule wechseln musste, da sie Freundeskreise gespalten, Lügen über einzelne Schüler verbreitet habe und nur damit beschäftigt war, Drama zu kreieren”, antwortete ich und nahm einen Schluck meines
Wassers, welches Kat mir angeboten hatte.
„So ein Quatsch. Wer denkt sich denn bitte so einen Blödsinn aus? Arme Livia, kaum ist sie bei uns an der Schule und schon werden solche Geschichten über sie verbreitet. Lass’ aufhören über sowas zu reden und mit Mathe anfangen.”
Katy holte Stifte und Papier und wir begannen zu üben. Nach anderthalb Stunden waren wir fertig und deckten den Tisch für unsere Freunde, die jeden Moment erscheinen sollten.
Nach und nach waren auch alle da. Außer einer – Robin hatte sich mal wieder verspätet.
„Das ist so typisch. Kann man nicht einmal pünktlich sein? Muss man sich immer verspäten?”, sagte Bea wütend.
Als dann auch Robin endlich eingetroffen war und wir den leckeren, selbstgebackenen Kuchen von Katys Mutter gegessen hatten, kam Bea auf eine Idee: „Da ihr alles Luschen seid, Jungs, schließen wir jetzt eine Wette ab!”
„Ha, das mach’ ich mit links!”, schrie Robin. „Abwarten, du weißt ja noch nicht, was kommt Robin. Also: die übrigen Süßigkeiten, die hier auf dem Tisch liegen, werden wir allesamt im Mixer zusammenmischen. Aaron, Robin und Vic müssen das Gemisch dann trinken!”
„Super Idee”, fand Katy und fügte hinzu: „Derjenige, der es nicht schafft, das Glas auszutrinken, muss bei einer meiner
Reitstunden mitmachen.”
Während Bea und ich uns über die Jungs lustig machten, willigten neben Robin auch Aaron und Victor ein, auch wenn letzterer von dieser Idee nicht gerade begeistert schien.