Hallo, ich bin Emiliano!

Emilliano (E): Ich bin Emiliano, ich heiße auch Jesus (lachen). Ich komme aus Mexiko und mache ein Austauschjahr in Greifswald. Mir gefällt es sehr. Also wollte ich etwas Neues machen und eine neue Sprache lernen. Ich habe viel gelernt und viele Erfahrungen in dieser Schule gemacht.

Interviewer (I): Wie kamst du dazu, dich für Fortnite E-Sport zu interessieren?

E: Also, ich habe mein ganzes Leben lang Spiele gespielt. Schon mit 4 Jahren habe ich an der Xbox 360, der Wii und am Gamecube gespielt. Doch dann habe ich Fortnite kennengelernt. Ich habe davon durch Freunde erfahren. Anfangs dachte ich, E-Sport sei etwas für dumme Menschen. Aber dann wurde ich besser in Fortnite und dann interessierte ich mich dafür, besser zu werden. Meine Freunde haben gesagt, ich sei gut und wenn ich weitermache, könnte ich in Fortnite viel erreichen.

I: Was hat dich dazu motiviert, an E-Sport-Wettbewerben teilzunehmen?

E: Also, meine Freunde haben mich motiviert, an Turnieren teilzunehmen. In Fortnite muss man aktiv sein und immer nach Turnieren suchen. In Mexiko musste man mindestens den höchsten Rang in Fortnite haben, um an Turnieren teilzunehmen. Die Turniere wurden meistens von privaten Schulen veranstaltet und man musste sich eine Woche vorher anmelden. So konnten die Veranstalter sicher sein, dass man wirklich spielen möchte, denn sie nehmen das ernst. Das ist kein Witz. Denn es gibt Leute, die sich anmelden, aber dann nicht spielen. Am Ende ergibt das Turnier dann keinen Sinn. Man muss den Rang haben, damit die Veranstalter wissen, dass die Person es ernst meint und gut ist. Dadurch wird es für die Zuschauer interessant, die das Turnier verfolgen.

I: Wie hast du es geschafft, durch Fortnite E-Sport Geld zu gewinnen?

E: Also, ich war wirklich konzentriert. Vorher habe ich viele Stunden gespielt. In einer Woche habe ich 102 Stunden gespielt, um mich für das Turnier zu verbessern. Ich glaube, es waren 15 Stunden pro Tag. Davon waren 5 Stunden Warm-up. Manchmal habe ich 3-4 Stunden kleine Turniere gespielt. Außerdem habe ich analysiert, wie Profis in Streams oder YouTube-Videos spielen. Dadurch konnte ich besser üben, lernen, was man machen muss, und einige Fähigkeiten erlernen. Also musste ich auch viel Arena (Rangmodus) spielen. Wenn du die ganze Zeit nur den Kreativmodus spielst, wirst du nicht besser. Du wirst nicht lernen, deine Materialien einzuteilen. Bei einem persönlichen Turnier bekommst du das Geld direkt, aber es fallen Steuern an.

I: Kannst du uns etwas über deine Erfahrungen bei den Wettbewerben erzählen? Gibt es ein bestimmtes Turnier, das dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

E: Ich hatte mich 5 Monate lang auf ein großes Turnier in Mexiko mit einem Preisgeld von 10.000 Euro vorbereitet. Ich war sehr zufrieden mit meiner Vorbereitung. Das Turnier fand an einer privaten Schule statt, die viel Geld hatte. Die Schule hat das gemacht, weil das Spiel zu dieser Zeit sehr bekannt war. Anfangs dachte ich, dass ich mich nicht qualifizieren würde, denn in der ersten Runde waren 100.000 Spieler dabei, dann 20.000 und am Ende 100 Spieler. Am Ende war ich mit einem Freund unter den letzten 100 verblieben. Wir waren zusammen dort. Schließlich belegte ich den ersten Platz nach einer seltsamen Runde. In dieser Runde habe ich mich die ganze Zeit versteckt, das war ein bisschen unfair. Aber am Ende war ich noch mit drei Spielern im Spiel, einer davon war mein Freund, die anderen kamen aus Brasilien und Chile. Das fand ich gut, denn sie waren starke Konkurrenten. Daher war es auch herausfordernd. Am Ende war ich der letzte Überlebende im 1-gegen-1 und habe meinen letzten Gegner mit „my Pickaxe geclapped“. Dann hatte ich gewonnen. Meine Freunde waren total glücklich, das ist einer der schönsten Momente meines Lebens.

I: Wie war die Entscheidung für dich, eine Pause vom E-Sport einzulegen, um dich stattdessen auf dein Austauschprogramm zu konzentrieren?

E: Das ist eine schwierige Frage, denn alles lief gut mit Fortnite. Ich wurde jeden Tag besser und es gab immer mehr Turniere. Aber ich wusste, dass Fortnite nicht für immer sein würde. Außerdem war ich erst 15 und wollte noch viele andere Dinge erleben. E-Sport ist eine der anstrengendsten Aktivitäten, die ich je gemacht habe. Du spielst einfach 100 Stunden pro Woche. Das bedeutet, dass du nicht so viel Zeit mit Familie und Freunden verbringen kannst. Mein Tag bestand aus Schule, Essen, Fortnite spielen und Schlafen. Manchmal musste ich sogar um 4 Uhr morgens aufstehen, um an einem Turnier teilzunehmen. Das war sehr anstrengend. Ich wollte etwas völlig Neues ausprobieren. Ich wollte wirklich eine Pause machen und deshalb habe ich mich dafür entschieden, Deutsch zu lernen und nach Deutschland zu gehen.

I: Hat dir Fortnite dann überhaupt noch Spaß gemacht?

E: Ja, es war sehr anstrengend, aber ich habe Fortnite geliebt. Es hat so viel Spaß gemacht. Wenn man gewonnen hat, war es eine Erleichterung und man war voller Freude. Das Wichtigste für mich waren meine Freunde, sie haben das Spielen immer unterhaltsam gemacht.

I: Wie hat sich dein Leben verändert, seitdem du mit dem Fortnite E-Sport aufgehört hast? Hast du neue Interessen oder Hobbys entwickelt?

E: Also, Fortnite war großartig, aber mein Leben hat sich jetzt völlig verändert. Ich bin an einem Punkt, an dem ich überhaupt keine Computerspiele mehr spiele. Als ich hier ankam, hatte ich einfach keine Lust mehr zu spielen. Ich konnte mich jetzt besser konzentrieren. Fortnite hat mich von den schönen Erfahrungen hier in Deutschland abgelenkt. Ich habe sogar angefangen, viele wichtige Dinge aus Deutschland in ein Buch zu schreiben. Mit Fortnite wäre das nicht möglich gewesen.

I: Bereust du es, Fortnite gespielt zu haben?

E: Nein, Fortnite war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Spiel mein Leben so positiv beeinflussen könnte. Ich habe Spiele immer nur zum Spaß gespielt. Meine Mutter meinte, wenn ich zu viel spiele, werde ich dumm. Ich solle mich auf die Schule konzentrieren. Aber als ich das erste Geld gewonnen habe, meinte meine Mutter, ich könne viel spielen, solange ich auch weiterhin die Schule ernst nehme. Das war unsere Vereinbarung. Mit dem gewonnenen Geld habe ich meiner Mutter geholfen, ein Haus in Mexiko zu kaufen. Das hat mich sehr glücklich gemacht. Das verdanke ich Fortnite.

I: Freust du dich schon auf Mexiko und wenn ja, warum?

E: Ja, natürlich (lacht). Ich freue mich schon auf das Essen und meine Familie. Ich habe sie ein ganzes Jahr lang nicht gesehen. Meine kleine Schwester ist bestimmt schon groß geworden. Ich möchte auch Partys mit meinen Freunden feiern. Außerdem freue ich mich auf das Essen und meine Familie. In Mexiko werde ich immer mein Herz haben. Ich mag das Essen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich Deutschland nicht vermissen werde. Deutschland ist wie mein zweites Land. Ich habe zwar kein deutsches Blut, aber Deutschland wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Ich habe hier wirklich viele gute Freunde gefunden. Ich kann es auch immer noch nicht glauben, wie gut meine Gastfamilie, die mich nicht lange kennt, zu mir war. Ich mag auch die Sicherheit in Deutschland und wie schnell die Kassierer sind (lacht). Deutschland wird mir fehlen.

I: Hast du Pläne, nach deinem Austauschjahr, wieder in den Fortnite E-Sport einzusteigen oder vielleicht in anderen E-Sport-Disziplinen aktiv zu werden?

E: Das weiß ich noch nicht. Für Fortnite glaube ich eher nicht. Das bedeutet nicht, dass ich nicht gut genug werden könnte. Aber Fortnite ist nicht mehr dasselbe wie früher. Ich würde vielleicht mit einem neuen, beliebten Spiel anfangen wollen. Es sollte neu sein, damit die Spieler noch nicht so gut sind. Außerdem sind 15 Stunden Spielen am Tag wahrscheinlich nicht so gesund. Wenn das nicht möglich ist, werde ich mich weiterhin darauf konzentrieren, weitere Sprachen zu lernen. Ich lerne derzeit auch Italienisch und Portugiesisch.

I: Danke für deine Antworten.

Till

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