Interview mit Frau Damerow

Wir vom Koboldt haben Frau Damerow, eine Lehrerin vom Humboldt Gymnasium Greifwald, kurz vor ihrer Rente und ein später interviewt und es sind spannende Antworten dabei rausgekommen. 

Der Koboldt: Welche Fächer unterrichten Sie als Lehrerin und welches am liebsten?

Frau Damerow: Ich unterrichte Sport und Geschichte und unterrichte gerne Sport.

Der Koboldt: Was finden Sie denn so schön am Sportunterricht?

Frau Damerow: […] Die Freude an der Bewegung, die Freude am Spiel und den Schülern dann neue Techniken beizubringen. Ob Tischtennis, Volleyball, Hockey, Hochsprung, egal was es ist, das macht mir besonders Spaß.

Der Koboldt: Haben Sie das Gefühl, dass das auch den Schülern am meisten Spaß am Unterricht macht?

Frau Damerow: Naja Techniken zu lernen ist erstmal eine mühselige Sache. Das mögen viele nicht ganz so sehr. Da muss man sich ja auch konzentrieren, aber wenn man dann nachher die Erfolge sieht, dass zum Beispiel das Badminton Spiel wirklich Spaß macht, wenn ich bestimmte Sachen kann, wie den hohen Aufschlag. Oder auch das Tischtennisspielen Spaß macht, weil ich bestimmte Techniken beherrsche, dann überwiegt auch bei den Schülern die Freude. Sonst kommt bei den Schülern natürlich auch oft die Freude, wenn man Spiele durchführt. Die Jungs spielen gerne Fußball, viele Klassen spielen gerne Volleyball, also ist es immer unterschiedlich.

Der Koboldt: Was waren denn damals, als Sie Schülerin waren Ihre Lieblingsfächer?

Frau Damerow: Das waren natürlich in erster Linie Sport, dann Geographie und Biologie. Das waren so meine drei Favoriten. 

Der Koboldt: Was war denn der lustigste Moment in Ihrer ganzen Lehrerlaufbahn?

Frau Damerow: Die lustigste Sache war eigentlich Wasserskifahren mit einer neunten oder zehnten Klasse. Sie hatten das gewonnen, weil sie an einem Anti-Rauch-Wettbewerb teilnahmen und haben da diesen Preis gewonnen. Dann sind wir nach Neubrandenburg zu der Wasserskibahn gefahren […] und das hat sehr viel Spaß gemacht, […] die Mehrzahl konnte es nicht, du wir sind erstmal alle ins Wasser gefallen. Ich habe mir Mut genommen und habe da auch mitgemacht zusammen mit den Schülern. Ich bin dann natürlich auch erst mal reingepurzelt, aber dann nachher hat es funktioniert und das hat allen sehr viel Spaß gemacht.

Der Koboldt: Wie lange unterrichten Sie denn schon am Alexander-von-Humboldt Gymnasium in Greifswald und wie lange an anderen Schulen?

 Frau Damerow: Am Humboldtgymnasium bin ich jetzt seit 16 Jahren […], am Jahngymnasium war ich 12 oder 13 Jahre, und davor war ich an der Lindgren- Schule für 5 Jahre […] und ganz zum Anfang unterrichtete ich an einer kleinen Dorfschule.

Der Koboldt: Und wo haben Sie ihre Zeit am meisten genossen?

Frau Damerow: Also ich habe sehr gerne an der Lindgren-Schule gearbeitet. Die Schule ist hier in Greifswald leider abgerissen worden[…], aber da hat es mir sehr viel Spaß gemacht und ich bin gerne Lehrerin dort gewesen, weil das Lehrerkollegium so nett war. Mit den anderen Kollegen hat es sich gut zusammen gearbeitet. Und da gab es auch relativ viele nette Schüler […], die bereit waren zu lernen, und denen man etwas beibringen konnte. Wir hatten auch gute Bedingungen, wie zum Beispiel eine tolle Sporthalle und das hat mir sehr gut gefallen. Und am Humboldt Gymnasium gefällt es mir auch sehr gut, da es ein kollegiales Verhältnis der Lehrer untereinander gibt, also es wird einem immer geholfen, wenn man Probleme oder Fragen hat. Und es gibt auch viele nette Schüler an der Schule.

Der Koboldt: War Lehrerin schon immer Ihr Traumberuf und wenn ja, seit wann?

Frau Damerow: Ja eigentlich wollte ich gerne Lehrerin werden, aber die Grundsache war Sportlehrerin, also […] man muss ja für Sportlehrerin eine Aufnahmeprüfung machen [..], die war recht schwierig und man musste auch einen gewissen Durchschnitt haben […]. Jetzt kommt es dazu: Sport und Geschichte war die beliebteste Kombination in der DDR-Zeit für Lehrer […]. Man musste einen sehr guten Abiturdurchschnitt haben und wenn ich das nicht geschafft hätte […], wäre ich kein Lehrer geworden. Also ich hatte auch verschiedene andere Sache, die mir gefallen hätten, aber sagen wir so und diesen Rat kann ich auch allen Schülern mitgeben: Ihr habt jetzt viele Praktika, was ich auch toll finde, sodass man auch in verschiedene Berufsfelder reingucken kann. Das hatten wir nicht an der Schule, man hätte sich aber auch privat bemühen können und das habe ich nicht so gemacht und das ist es auch, was ich so ein bisschen bedauere. […]

Der Koboldt: Da schließt auch die nächste Frage an: Wie war der Einstieg in Ihren Beruf als Lehrerin?

Frau Damerow: Der war eigentlich ganz gut. Ich habe an einer kleinen Schule angefangen, auf dem Dorf und da sind die Schüler auch immer recht nett […] und die Klassen waren nicht so groß und dadurch ist einem der Einstieg doch ein bisschen leichter gefallen, als in einer Stadtschule […].

Der Koboldt: Was ist aus ihrer Sicht das Beste am Lehrer sein und was das Schlimmste?

Frau Damerow: Also das Beste am Lehrersein, das ist mir in der Corona Zeit besonders bewusst geworden, ist die Arbeit mit den Schülern im Unterricht. Das ist das, was mir am meisten Freude bereitet. Es gibt natürlich auch Stunden, die sind nicht so gut, aber sonst macht mir das Unterrichten am meisten Spaß.  Am Schlimmsten, ich glaube das würde jedem so gehen, ist dann, wenn es mal zu Auseinandersetzungen kommt, die man nicht friedlich lösen kann. Das heißt, wenn Schüler mit irgendwas absolut nicht einverstanden sind, nicht einsehen oder sich überhaupt nicht verhalten […] oder wenn man Konflikte mit Elternhäusern hat. Das ist etwas, was sehr unangenehm ist. 

Der Koboldt: Welche Fächer finden Sie, sollten eher gefördert werden? Welche sind eher unwichtig?

Frau Damerow: Gefördert werden sollten meiner Meinung nach stärker die MINT-Fächer, also die naturwissenschaftlichen Fächer […] und dann finde ich, dass einige Fächer zusammengelegt werden sollten, wie zum Beispiel Sozialkunde und Geschichte könnte man straff zusammenfassen. Die Fächer, die neu eingeführten sind, so etwas wie AWT und Berufsbildung […] halte ich für nicht so günstig und auch würde ich Religion […] nicht als Extrafach an der Schule machen. Ich würde ein Fach Ethik nennen, wo alle Schüler zusammen sind und alle über die verschiedensten Religionen etwas erfahren, aber nicht nach Religionen getrennt, weil das […] trennt die Religionen teilweise noch stärker. Das ist nicht in jedem Unterricht der Fall, es gibt auch Religionslehrer hier an unserer Schule, die schon in Richtung Ethik, also die Vermittlung über alle Religionen, gehen. Aber insgesamt wäre es besser wenn das alles nicht getrennt wird, […] das finde ich nicht gut.  

Nun ist etwas mehr als ein Jahr vergangen und wir haben beschlossen, Frau Damerow ein weiteres Mal zu kontaktieren, um ihr einige interessante Fragen zu stellen. Die Antworten werden jetzt einmal zusammengefasst.

Zunächst einmal hat uns interessiert, ob Frau Damerow neue Interessen und Hobbys erleben kann. Sie teilte uns mit, dass sie ihre alten Interessen noch immer aufrecht erhält und deshalb nicht einmal als Rentnerin die Zeit dazu hätte, neue zu entdecken. An ihrem Beruf fehlt ihr besonders das Soziale. Die Gespräche mit Schülern und den Kollegen seien das Beste gewesen. Zudem sagte sie auch etwas explizit im Hinblick auf das Kollegium der Schule. „Ich kann sagen, die Lehrer und Lehrerinnen des A.-v.-Humboldt-Gymnasiums sind eine tolle Truppe. Ich habe mich im Kollegium immer sehr wohl gefühlt. Immer bekam man Hilfe und Unterstützung und auch Trost, falls mal was nicht so gut lief. Ich habe insgesamt an vier verschiedenen Schulen unterrichtet und nur an keiner war ich so zufrieden mit den Kollegen wie am Humboldt.“  Als ehemalige Sportlehrerin genießt sie auch heute noch jeden Tag Aktivitäten, wie das Spielen von Tischtennis, Gymnastik, Wandern, Radfahren, Laufen und mehr. Im Alltag bemüht sie sich in Abstimmung mit ihrem Mann um einen gemeinsamen Freizeitvertreib. Oft ist sie aber auch für ihren Vater (91 Jahre), ihre Tochter und ihre Enkelkinder da. Reisen waren bisher nur innerhalb von Deutschland. Die Betreuung und das Alter ihres Vaters lassen bisher keine langfristigen Reisen zu. An Veranstaltungen des Kollegiums nimmt sie auch ab und an teil und kommt dort mit ihren ehemaligen Kollegen ins Gespräch. Direkten Kontakt hat sie zu noch 10 Lehrer und Lehrerinnen.

Die Interviews wurden in Zusammenarbeit von Nico F. und Jannis H. durchgeführt.

Koboldt

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