Hinter den Poms: Training, Technik, Teamgeist beim Cheerleading

Wir kennen doch alle diese typisch amerikanischen Highschoolfilme, in denen die Hälfte der Mädchen in einem Cheerteam ist und ständig Zickenkrieg herrscht. Cheerleading spielt eine große Rolle an den Colleges der USA und hat auch in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Doch stimmen die Vorurteile, wie sie in den Filmen gezeigt werden und kann man Cheerleading überhaupt als Sportart bezeichnen?

In den USA gibt es Cheerleading seit 1898, nach Deutschland kam die Sportart erst 1980. Der erste Verein wurde in Düsseldorf gegründet. In Deutschland gibt es seit Anfang der 2000er zwei Cheerleading Verbände, den CVD und den CCVD. Mehr als 300 Vereine sind in den Deutschen Verbänden angesiedelt. Zuerst diente Cheerleading dazu, andere, wie z.B. Football Teams, anzufeuern und sie zu unterstützen. Viele haben auch heute noch die Vorstellung, dass Cheerleaderinnen nur am Rand von irgendwelchen Spielfeldern stehen und andere Sportler motivieren.

Klar, es gibt Teams, die nur dafür trainieren, um an der Sideline zu stehen, aber das macht heutzutage nicht mehr die Mehrheit der Vereine aus. Denn ob ihr es glauben wollt oder nicht, Cheerleading ist eine anerkannte Sportart, welche auch auf Wettkampfsebene stattfindet.

Ich mache den Sport nun schon seit mittlerweile 10 Jahren und ich kann euch sagen, es ist alles andere als einfach. Es fordert viel Disziplin, Kraft und vor allem Teamwork. Wir starten auch jedes Jahr bei Meisterschaften und die Wettkampfsvorbereitungen verlangen einiges von uns ab.

Als ich damit angefangen habe, hatte ich keine Ahnung vom Cheerleading, aber für alle, die Interesse haben, kann ich nur sagen, probiert es auf jeden Fall aus! Ihr braucht dafür keine Vorkenntnisse, es ist für jeden etwas dabei und außerdem habt ihr dann eine Vorstellung von der Sportart.
Wir haben regulär zweimal die Woche Training. Zu Beginn einer Einheit machen wir eine gemeinsame Aufwärmung, das ist einfach wichtig, damit die Muskeln warm sind und man sich nicht so schnell verletzt. Danach kommt es darauf an, was wir trainieren wollen, normalerweise haben wir einmal die Woche Turntraining und einmal Stunttraining. Zum Ende des jeweiligen Trainings machen wir dann Jumps. Momentan befinden wir uns wieder in den Meisterschaftsvorbereitungen, deshalb haben wir ein Training mehr in der Woche, das dann immer am Samstag stattfindet.

Eine neue Saison beginnt immer, sobald man mit allen Meisterschaften durch ist, bei uns ist das dann also meistens im Sommer. Die neue Saison bildet gleichzeitig den Start für die Meisterschaftsvorbereitungen. Mit dem Training am Wochenende beginnen wir allerdings erst im Herbst, dabei ist es besonders wichtig, dass alle beim Training sind. Wir probieren dann ständig neue Sachen aus und erweitern unsere Skills.

Die erste Meisterschaft findet im März statt und je nachdem wie gut man ist, kann man sich natürlich weiter qualifizieren. Als Erstes stehen die Landesmeisterschaften an, dann folgt die Deutsche Meisterschaft, die Europameisterschaft und zuletzt die Weltmeisterschaft. Es gibt viele verschiedene Kategorien, z. B. Dance, Groupstunt (Konstellation aus fünf Leuten, die Stunts machen) und Team. Mit unserem extra Groupstunt waren wir dieses Jahr zum ersten Mal bei der Europameisterschaft. Wir hoffen alle, dass die nächste Saison wieder so gut läuft.

Kommen wir zurück zu den Highschoolfilmen und der klischeehaften Darstellung des Zickenkrieges innerhalb eines Cheerteams. Ich persönlich, kann diese Darstellung nicht zu hundert Prozent bestätigen. Bei uns im Team herrscht ein sehr gutes Miteinander und es kommt wirklich selten zu Meinungsverschiedenheiten. Von anderen Teams weiß ich, oder das was ich auf Meisterschaften schon erlebt habe, dass das jedoch auch etwas anders aussehen kann. Aber in welchem Mannschaftssport kommt es nie zu irgendwelchen Meinungsverschiedenheiten.  Die Rolle von Cheerleadern in Filmen und Serien hat sich mit der Zeit auch geändert, es gibt auf Netflix seit 2020 sogar eine Doku „Cheerleading“. Da die erste Staffel ein voller Erfolg war und viele Leute begeisterte, folgte kurz danach auch schon die zweite Staffel. In der Serie geht es um zwei Colleges, die jeweils ein sehr gutes Cheerteam haben. Es werden zum einen die Trainingseinheiten gezeigt und zum anderen wird auch auf die Hintergrundgeschichte der einzelnen Personen eingegangen. Sie trainieren das ganze Jahr für die Meisterschaft in Daytona, dort treten die beiden Teams jedes Jahr aufs Neue gegeneinander an.

Fine, die Koboldt Social Media Chefin, war ein Jahr in den USA, deswegen habe ich sie gefragt, wie sie das Thema Cheerleading dort wahrgenommen hat. Sie meinte, dass die Leute in Collegeteams sehr hart trainieren und vollkommen hinter ihrem Sport stehen. Sie haben mehrmals am Tag Training und dieses direkt nach der Schule. Viel Freizeit unter der Woche bleibt ihnen also nicht. Außerdem sagte sie noch, dass die Sportler an den Colleges darauf vorbereitet werden, um in große Teams zu kommen.

Zum Abschluss habe ich meine Trainerin Nathalie gefragt, was sie von dem Cheerleaderimage hält. Sie persönlich findet es sehr schade, dass manche auch heute noch die typischen Vorstellungen vom Cheerleading haben. Das Cheerleading, was man im Fernsehen sieht, seien häufig „nur“ Cheerleader die Sideline machen. Nathalie fände es schön, wenn die Leute nicht so schnell urteilen, sondern sich den Sport auch auf Meisterschaftsebene anschauen würden. Sie kann nachvollziehen, dass manche immer noch dieses „falsche“ Bild haben, das von Film und anderen Medien ist.

Ich möchte, dass Cheerleading als Sport, der viel Kraft, Ausdauer und Teamgeist erfordert, wahrgenommen wird, damit sich das Bild jubelnder Highschool-Mädchen auflöst.

Greta

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