Politik auf der Playlist

Politik auf der Playlist 

Wie Taylor Swift den US-Wahlkampf beeinflusst

Mit über 280 Millionen Instagram-Followern und einer treuen Fangemeinde beeinflusst Taylor Swift nicht nur die Charts, sondern auch die politische Meinungsbildung junger Wähler. In einer Ära, in der Prominente einen entscheidenden Einfluss auf die Politik ausüben, stellt sich die Frage: Was hat Taylor Swift in der Vergangenheit mit dieser zu tun? Und kann sie tatsächlich die diesjährige US-Präsidentschaftswahl, am 5. November beeinflussen?

Wahlsystem USA

Im generellen wird in den USA (United States of America; dt.: Vereinigte Staaten von Amerika) alle vier Jahre ein neuer Präsident gewählt. Dieser kann dann maximal für eine weitere Amtszeit gewählt werden. Wie bei uns in Deutschland auch (nur 5 Jahre Amtszeit). Die Wahl dauert mit Vorwahl und Wahlkampf insgesamt ein Jahr, und es gibt 2 politische Gruppen, die Demokraten und die Republikaner.  

Bevor wir jetzt anfangen das gesamte Wahlsystem in den Einzelheiten zu erläutern, eine kleine Vorwarnung: Es ist kompliziert.

Das Wahlsystem der USA, zur Wahl des Präsidenten basiert auf dem sogenannten Electoral College (Wahlmännerkollegium).
Das Electoral College ist kein physischer Ort, wie man bei dem Wort „College“ vielleicht denken könnte, sondern ein Prozess zur indirekten Wahl des US-Präsidenten und Vizepräsidenten. Statt einer direkten Volkswahl, wählen die Bürger Wahlmänner (Electors), die dann den Präsidenten wählen.

Die Bürger stimmen in ihrem jeweiligen Bundesstaat für einen Präsidentschaftskandidaten ab. In den meisten Staaten erhält der Kanidat mit den meisten Stimmen alle Wahlmänner des Staates. Es gibt insgesamt 538 Wahlmänner (Electors), von denen jeder Bundesstaat so viele erhält wie er Kongressmitglieder hat. (Senatoren+Repräsentanten) 
Zum Beispiel: Kalifornien hat mit 54 die meisten Wahlmänner, während dünn besiedelte Staaten wie Wyoming nur 3 haben, genauso wie die Hauptstadt Washington D.C., welche zu keinem genauen Staat gehört. 

In 48 von 50 Bundesstaaten gilt das „Winner-takes-all“-Prinzip: Der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem Staat gewinnt alle Wahlmänner dieses Staates. Nur in Maine und Nebraska werden die Wahlmännerstimmen proportional zum Wahlergebnis aufgeteilt. Im Dezember treffen sich diese Wahlmänner dann für die offizielle Stimmenabgabe. Um zu gewinnen benötigt ein Kandidat mindestens 270 Stimmen. Der Kongress zählt Anfang Januar die Stimmen aus und verkündet den offiziellen Sieger und damit den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Besonders an diesem Wahlsystem ist, ist die Möglichkeit, die Mehrheit der Wahlmännerstimmen zu gewinnen, ohne die Mehrheit der Wählerstimmen zu erhalten (das „Winner-takes-all“-Prinzip und die ungleiche Verteilung der Wahlmänner ermöglichen dies). Zudem haben kleine Staaten verhältnismäßig mehr Einfluss als bevölkerungsreiche Staaten. Jedoch sind Reformvorschläge wie die Abschaffung des Electoral College zugunsten einer direkten Volkswahl umstritten und schwer umzusetzen. Zudem kommt, dass die Wahlmänner in den meisten Staaten nicht rechtlich verpflichtet sind, für den Kandidaten zu stimmen, für den sie gewählt wurden, obwohl dies in der Praxis sehr selten vorkommt.

Das Electoral College-System ist ein komplexer und oft diskutierter Aspekt des amerikanischen Wahlsystems, der sowohl Befürworter als auch Kritiker hat. 

Klicke hier, falls du wissen möchtest, was am Wahltag, am 05.11.2024, genau passiert.

Aktueller Stand

Kandidatin der Demokraten, nach Rücktritt Bidens, ist Kamala Harris mit Tim Walz als Vizepräsidentschaftskandidat. Donald Trump tritt als Präsidentschaftskandidat der Republikaner an, mit J.D. Vance als sein Vizepräsidentschaftskandidat.

Porträt Taylor Swift

Taylor Alison Swift wurde am 13. Dezember 1989 in Wyomissing, Pennsylvania, geboren und gilt heute als eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Musikerinnen. 

Schon in jungen Jahren zeigte sich ihre Leidenschaft für Musik, die sie zielstrebig verfolgte. So trat sie bereits mit 10 Jahren bei Karaoke-Wettbewerben, auf Messen und Festivals auf, wo sie eigene Songs präsentierte. 

Mit elf Jahren fuhr sie erstmals nach Nashville, um sich bei verschiedenen Musiklabels vorzustellen. 3 Jahre später, konnte Swift dann ihren ersten Plattenvertrag bei RCA Records unterschreiben, wechselte jedoch kurz darauf zu Sony/ATV, wo sie als jüngste Songwriterin eingestellt wurde. Kurz darauf entschied sie sich, RCA zu verlassen und bei Big Machine Records zu unterschreiben, wo sie im Alter von 16 Jahren, am 24. Oktober 2006 ihr selbstbetiteltes Debütalbum “Taylor Swift” veröffentlichte, welches den Grundstein für ihre beeindruckende Karriere legte.

Ihr Durchbruch kam 2008 mit dem zweiten Album “Fearless”, das sie im Alter von 18 Jahren veröffentlichte. Es brachte ihr weltweiten Ruhm und mehrere Grammy Awards ein, darunter auch den hochgestelletn Preis für das „Album des Jahres“. Ursprünglich als Country-Sängerin gestartet, entwickelte sie sich mit jedem neuen Album weiter. Ihr fünftes Album, “1989”, das 2014 erschien, kennzeichnete einen entscheidenden Wendepunkt in ihrer musikalischen Karriere, da sie sich damit vollständig der Popmusik zuwandte. Dies brachte sie endgültig in die oberste Liga der Popstars. Insgesamt hat Taylor Swift zwölf Grammy Awards gewonnen, darunter vier in der Kategorie “Album des Jahres” – ein Rekord, den vor ihr noch niemand erreichte. 

Ihre Fähigkeit, persönliche Geschichten und Erlebnisse in ihre Songs einzubringen, machte sie bei Millionen Fans auf der ganzen Welt beliebt, die sich als “Swifties” bezeichnen. Swift steht in einer engen Beziehung zu ihren Fans und ist bekannt für ihre Interaktionen mit ihnen, welche sich zuletzt bei ihrer Eras Tour zeigten.

Quelle: Instagram https://www.instagram.com/p/C9c3Mo1uFd2/?hl=de&img_index=1

Auch ihr Privatleben sorgte oft für Schlagzeilen. Sie hatte mehrere bekannte und kurze Beziehungen, darunter mit Harry Styles, Joe Alwyn und seit dem Sommer 2023 mit dem Footballspieler Travis Kelce.

Neben ihrer musikalischen Karriere ist Swift auch für ihren enormen Einfluss auf die Popkultur und die Musikindustrie bekannt. Sie wurde mehrfach zur “Person des Jahres” gekürt, darunter vom “Time”-Magazin, das sie für ihre Fähigkeit lobt, Menschen zu inspirieren und zu verbinden. Ihr Einfluss reicht jedoch weit über die Musik hinaus: Swift hat es geschafft, als Vorbild für ihre Fans und als Unternehmerin erfolgreich zu sein.

Ihr Vermögen wird auf 1,1 bis 1,6 Milliarden US-Dollar geschätzt, was sie zu einer der reichsten Musikerinnen weltweit macht. Taylor Swift hat sich von einer jungen, ehrgeizigen Sängerin aus Pennsylvania zu einer globalen Ikone entwickelt – und sie ist noch lange nicht am Ende ihres Weges.

Bisherige politische Aktivitäten

Taylor Swift hielt sich lange aus politischen Themen heraus und äußerte sich nicht öffentlich zu politischen Angelegenheiten. Dies änderte sich 2018, als sie zum ersten Mal politisch Stellung nahm, indem sie sich bei den Senatswahlen in Tennessee gegen die republikanische Kandidatin Marsha Blackburn aussprach. In der Netflix-Dokumentation “Miss Americana” wird gezeigt, wie Swift mit ihrer Familie über ihre Entscheidung diskutierte, sich politisch zu äußern. 

Bei der Präsidentschaftswahl 2020 sprach sie sich offiziell für Joe Biden und Kamala Harris aus. Sie betonte, dass sie einen politischen Wandel für notwendig halte, insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Minderheiten, Frauen und der LGBTQIA+-Gemeinschaft.

Swift bedauerte es später, dass sie sich 2016 nicht bereits gegen Donald Trump positioniert hatte. Seitdem hat sie ihre Stimme aktiv genutzt, um die demokratischen Wähler zu mobilisieren, besonders unter jungen Menschen. 

Ihre enorme Reichweite und ihr Einfluss auf Millionen von Fans machen sie zu einer wichtigen Stimme im politischen Debatten der USA. Daraus entstanden auch Verschwörungstheorien, welche Taylor Swift als Agentin des Pentagon darstellten. Fast jeder fünfte Amerikaner glaubte dies, was dieses Gerücht jedoch nicht realer macht.

Aktuelles

Am 11. September 2024, äußerte sich die „Childless Cat Lady“ dann offiziell zu den diesjährigen Wahlen, mit einem Instagram Beitrag. Hier schrieb sie darüber, wie wichtig es sei, sich über die aktuellen politischen Begebenheiten zu informieren und das sie dies selbst schon getan hat. „I make sure to watch und read everything I can about their proposed policies and plans for this country.“ (auf deutsch: „Ich achte darauf, alles zu sehen und zu lesen, was ich über ihre vorgeschlagene Politik und ihre Pläne für dieses Land erfahren kann.“). 

Quelle: Instagram https://www.instagram.com/p/C_wtAOKOW1z/?hl=de

Sie bezog sich auf die, von Trump veröffentlichten, KI-generierten Fake-News, dass sie und ihre Swifties, ihn im Wahlkampf unterstützen. Daraus folgerte sie, dass es wichtig sei sich öffentlich zu äußern, denn wie sie sagt: „The simplest way to combat misinformation is with the truth.“ (auf deutsch: „Fehlinformationen lassen sich am einfachsten mit der Wahrheit bekämpfen.“)

Sie kam auf den persönlichen Entschluss, bei den Präsidentschaftswahlen 2024 für Kamala Harris und Tim Walz, als ihren Viezekandidaten zu stimmen. „I’m voting for @kamalaharris because she fights for the rights and causes I believe need a warrior to champion them.“ (auf deutsch: Ich stimme für @kamalaharris, weil sie für die Rechte und Anliegen kämpft, die meiner Meinung nach einen Kämpfer brauchen, der sie vertritt.)

Zum Schluss fordert sie die Wähler noch einmal darauf auf sich für die Wahlen zu registrieren. Was 406.000 neue Aufrufe auf der entsprechenden Seite zur Registrierung zählte.

Blick in die Zunkunft 

Die US-Präsidentschaftswahl 2024 steht am 5. November an und verspricht ein spannendes Duell zwischen Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump zu werden. Der Fokus des Wahlkampfs liegt besonders auf den Swing States, da diese oft wahlentscheidend sind.

Umfragen deuten auf ein knappes Rennen zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten hin. Laut aktuellen Umfragen jedoch, gewann Harris im September, zur Zeit des Statements, 1,7 Prozentpunkte vor Trump dazu. 

Neben Taylor Swift, äußerten sich auch andere Prominente Persönlichkeiten und positionierten sich politisch. Dazu gehören auf Seiten Kamala Harris: Billie Eilish, Mark Hamill, Olivia Rodrigo, Stevie Wonder und weitere. Donald Trump erhält unter anderem Zuspruch von: Amber Rose, Kanye West, Mike Tyson und Elon Musk. 

Die Wahl findet vor dem Hintergrund großer Herausforderungen statt, darunter wirtschaftliche Ungleichheit, gesellschaftliche Polarisierung und internationale Krisen.

Das Ergebnis wird nicht nur für die USA, sondern auch global von großer Bedeutung sein.

Von Minna Arendt und Gerda L. Pieper

Gerda Pieper

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