Simson – Kultmoped des Ostens

Geschichte

Die Geschichte des Unternehmens reicht weit zurück – bis ins Jahr 1856, als die jüdischen Brüder Löb und Moses Simson einen Teil eines Stahlhammerwerks übernahmen und die Firma „Simson & Co.” gründeten (Suhl, Thüringen). Ursprünglich stellte Simson Waffen her und belieferte unter anderem die preußische Armee. Ende des 19. Jahrhunderts begann man aber, Fahrräder nach britischem Vorbild zu produzieren, weswegen das Werk nach dem Zweiten Weltkrieg zum „VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl” umbenannt wurde. Von dort an begann die Erfolgsserie der Firma und ihrer Zweiräder. In den 1950er Jahren entstanden dann die ersten Mopeds, und 1964 wurde das legendäre Kleinkraftrad „Schwalbe KR51” vorgestellt. Sie gehörte zu der sogenannten „Vogelserie”, zu der auch Modelle wie Spatz, Star, Habicht und Sperber zählten. 1968 ging das Unternehmen in das „VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann” über. Danach folgten in den 1970er Jahren die Modelle S50 und S51, die heutzutage als die bekanntesten Simson-Modelle gelten. Sie waren robust, einfach zu reparieren und mit ihrem Zweitaktmotor äußerst zuverlässig. Die Schwalbe wurde bis 1986 gebaut, die S51 bis in die späten 1980er Jahre hinein. Insgesamt wurden aber über mehrere Millionen Simson-Fahrzeuge hergestellt. Nach der Wende, im Jahre 1990, wurde die Firma von MZ übernommen, modernisiert und weiterentwickelt. Jedoch konnte sich das Unternehmen wirtschaftlich nicht mehr behaupten, da die meisten Menschen aus der damaligen DDR lieber West-Fahrzeuge fahren wollten, was dazu führte, dass viele Zweiräder im Straßengraben landeten. Aus diesem Grund meldete Simson im Jahr 2000 Insolvenz an, konnte sich aber leider nicht mehr retten, wodurch die Produktion 2002 eingestellt wurde.

Kultstatus

Der Kultstatus der Simson-Mopeds hat mehrere Gründe. Für viele Menschen, vor allem aus dem Osten Deutschlands, sind sie ein Stück Erinnerung und Nostalgie an ihre Jugend. Doch das ist längst nicht der einzige Faktor, warum man heute noch so viele dieser Maschinen im Straßenverkehr sieht. Auch das besondere Aussehen der Mopeds ist für viele ansprechend und unterscheidet sich deutlich von anderen Marken und Modellen. Zudem haben Simsons einen Vorteil gegenüber anderen 50-ccm-Zweirädern: Sie dürfen legal bis zu 60 km/h fahren und sind damit ganze 15 km/h schneller als andere Mopeds, die mit dem AM-Führerschein gefahren werden dürfen. Außerdem lassen sie sich relativ einfach selbst reparieren, da der Aufbau übersichtlich ist. Allerdings muss man für eine neu aufgebaute Simson S51 inzwischen oft mit Preisen von bis zu 5000 Euro rechnen, da die Fahrzeuge immer begehrter werden und im Wert steigen.

Tuningszene

Durch die steigende Nachfrage und das große Interesse an Ersatzteilen für die Marke entstanden schnell viele Anbieter, die begannen, sämtliche Teile für Reparaturen herzustellen. Vielen Fahrern reichte jedoch die ursprüngliche Leistung ihres Mopeds nicht aus: Es war ihnen zu langsam oder sah zu „altmodisch” aus. Dadurch entwickelte sich vor einigen Jahren die Simson-Tuning-Szene. Heutzutage gibt es Motoren und Zylinder mit höherer Leistung, 5-Gang-Getriebe, eloxierte Teile, Verstärkungsteile, Racing-Anbieter und vieles mehr. So können Mopeds, die ursprünglich nur auf etwa 3,5 PS ausgelegt waren, Leistungen von bis zu 45 PS, und Geschwindigkeiten von rund 140 km/h erreichen. Solche Umbauten sind jedoch meist nicht für den Straßenverkehr zugelassen und dürfen nicht mehr mit einem normalen Versicherungskennzeichen gefahren werden. Viele Fahrer bringen ihre getunten Mopeds nicht zum TÜV, verbauen illegale Teile oder lassen ihre Teile allgemein nicht eintragen. Deshalb hat die Simson-Szene häufig Probleme mit der Polizei. Mehrmals pro Saison finden außerdem Treffen an verschiedenen Orten statt, bei denen sich Menschen mit derselben Leidenschaft für die Zweiräder treffen und gemeinsam an Ausfahrten teilnehmen.

Quellen:

Geschichte der Simson

Simson: Mopeds aus der DDR mit Kultstatus

Annelie Jürgens

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