Sie retten jeden Tag leben und wir durften live dabei sein. Am Dienstag, den 22.07.25, besuchte die 7a des Alexander von Humboldt Gymnasiums Greifswald als Teil ihrer Studientage die Wache des Luftrettungsteams Greifswald. Von 9:00-10:40 Uhr wurden sie vom Piloten Leonardo Chiocchetti, der Notärztin Dr. Bibiana Metelmann, und dem Notfallsanitäter/HEMS-TC Peter Usemann, in ihre lebensrettenden, aber auch nervenauftreibenden Berufe eingeführt. Vom Cockpit bis hin zur Wiederbelebungsmaschine, die eine Herzdruckmassage ausführt, sahen wir viele interessante Dinge und lernten spannende Fakten über die Einsätze, welche in den folgenden Absätzen genauer vorgestellt werden.
Allgemeines
Die Besatzung des Greifswalder Hubschraubers besteht aus einem Notarzt, einem Sanitäter und einem Piloten. In der Nacht teilen sich zwei Piloten den Platz, da die Sicht im Dunkeln schlechter ist als am Tag. Glücklicherweise kam es bisher noch nicht zu einem Absturz. Allerdings sind schon Menschen im Rettungshubschrauber verstorben.
Am Tag hat das Rettungsteam ungefähr acht Einsätze zu bewältigen. Der Rekord liegt bei zwölf Einsätzen an einem Tag. Im Jahr sind das durchschnittlich 1500 Einsätze. Der Hubschrauber wird eingesetzt, wenn der Patient weit entfernt ist, Blut braucht oder schnell ins Krankenhaus gebracht werden muss.
Um sich fit zu halten, hat das Rettungsteam Sportgeräte zum Trainieren. Zum Schutz vor Lärm und Verletzungen tragen alle einen Helm. Das Team empfiehlt ihre Berufe weiter und freut sich über jede von ihnen durchgeführte Rettung.
Das Cockpit
Die Maschine (H145) und der Beruf des Hubschrauberpiloten wurden uns von Leonardo Chiocchetti erklärt. Herr Chiocchetti erzählte uns zuerst von seiner Ausbildung, die er in Italien absolvierte. Auf die Frage: „Wie viele Flugstunden braucht man für die Ausbildung?“, berichtete er von einer Mindestanzahl von 1500 Flugstunden. Für den Nachtflug gibt es zusätzlichen Unterricht.
Er erklärte uns auch die Fähigkeiten seiner Maschine. Diese kann sogar rückwärts fliegen – eine Funktion, die hauptsächlich beim Start verwendet wird, um bei einem Defekt besser landen zu können. Beim Anschalten der Maschine wird der Großteil der Überprüfung automatisch erledigt. Die Technik erkennt selbstständig Fehler, und der Pilot hat drei Bildschirme, die gleichzeitig unterschiedliche Karten anzeigen können – zum Beispiel Wetter, Lage oder GPS.
Allerdings gibt es immer noch Teile des Hubschraubers, die der Pilot selbst überprüfen muss. Der Computer berechnet die Strecke, und obwohl es Nachtsichtgeräte gibt, muss bei einem Nachteinsatz immer ein zweiter Pilot dabei sein. Am Ende zeigte uns Herr Chiocchetti auch die Front des Hubschraubers, die sogenannte Wetterradar-Nase und die Kabelschneider, die oben und unten am Hubschrauber angebracht sind. Der Kabelschneider ist wie eine Art Gabel, die übersehene Stromleitungen in ein Messer leitet. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Einblicke in den Beruf des Piloten sehr informativ und spannend waren.
Innenraum des Hubschraubers
Den Innenraum des Hubschraubers zeigte uns die Notärztin Dr. Bibiana Metelmann. So gibt es eine Liege, deren Kopfteil hochgestellt werden kann. An der Decke befindet sich ein Notfallknopf. Neben der Liege gibt es zwei Sitze – für den Notarzt und den Notfallsanitäter. Wird ein Kind transportiert, darf auch ein Elternteil mitfliegen.
Der Hubschrauber Christoph 47 hat den Vorteil, dass er Blut an Bord hat. Da das Blut bei etwa vier Grad gelagert wird, muss es vor der Transfusion mit einem Blutwärmegerät auf 37 Grad erwärmt werden. Das ist wichtig für die bestmögliche medizinische Versorgung. Bei starkem Blutverlust kann das lebensrettend sein.
Zusätzlich verfügt der Hubschrauber über mehrere Notfallrucksäcke, spezielles Material für die Versorgung von Kindern und Säuglingen sowie für Traumata und Verbrennungen aber auch für intensivmedizinische Maßnahmen. Die medizinische Ausstattung umfasst außerdem einen Sauerstoffinhalator, Beatmungsbeutel, Absaugpumpen, vier bis sechs Spritzenpumpen, einen Defibrillator, einen Herzschrittmacher, eine Reanimationshilfe und vieles mehr. Auch alltäglichere Dinge wie Decken, Tragetücher und medizinisches Verbrauchsmaterial gehören dazu.
Damit die Besatzung die Patienten gut im Blick behalten kann, gibt es einen Multifunktionsmonitor mit Blutdruckmessung, Blutanalyse, Temperaturmessung, EKG usw. Mit einer solchen Menge an medizinischem Equipment sind wir im Ernstfall bestens versorgt.
Wiederbelebung
Der Notfallsanitäter Peter Usemann erklärte uns, wie die Wiederbelebungsmaschine – auch Corpuls CPR genannt – funktioniert und wann sie im Hubschrauber zum Einsatz kommt.
Die Herzdruckmassage ist eine lebensrettende Maßnahme, die durchgeführt wird, wenn jemand einen Herzstillstand erleidet oder nicht normal atmet. Die CPR wird normalerweise per Hand durchgeführt: Man legt die Hände übereinander auf die Mitte des Brustkorbs und drückt mit gestreckten Armen 100–120 Mal pro Minute kräftig nach unten.
Herr Usemann erklärte, dass das Team bei einem Patienten, der reanimiert werden muss, sofort mit der Herzdruckmassage beginnt – um mögliche Hirnschäden zu verhindern. Doch im Hubschrauber gibt es dafür zu wenig Platz. Deshalb wird während des Flugs die Corpuls CPR-Maschine eingesetzt. CPR steht für Kardiopulmonale Reanimation.
Das Gerät übernimmt die Herzdruckmassage vollautomatisch. Es besitzt einen Metallstab, der 100–120 Mal pro Minute auf den Brustkorb drückt. Die Maschine hat eine abnehmbare Batterie, die etwa zwei Stunden hält. Das Corpuls CPR ist eine große Hilfe im Hubschrauber – und hat schon vielen Menschen das Leben gerettet.
Fazit
Der Rettungshubschrauber ist ein sehr schnelles Mittel, um von A nach B zu kommen. Zum Beispiel braucht er vom Uniklinikum Greifswald nach Stralsund nur zwölf Minuten. Man darf aber nicht vergessen, dass er nur im absoluten Notfall eingesetzt wird – bei Schlaganfällen, Herzinfarkten oder schweren Verkehrsunfällen. Immer dann, wenn jede Sekunde zählt und der Hubschrauber schneller ist als der Krankenwagen.
Nach diesem Tag beim Rettungshubschrauber werde ich immer, wenn ich ihn sehe, großen Respekt vor der Einsatzcrew haben. Ich hoffe, ihr habt den auch – vor den Menschen, die dort arbeiten und fast täglich Leben retten.
Klasse 7a