Interview mit der Kanzlerin der Universität Greifswald

Ihr habt euch sicher schon alle mal gefragt, wie die Universität abseits der Studierenden fungiert. Um euch einen kleinen Einblick in eine sehr wichtige Position zu geben, habe ich deswegen die Kanzlerin der Universität Greifswald, Frau Dr. jur. Juliane Huwe, interviewt. Dabei sind folgende Fragen und Antworten entstanden.

1. Was bedeutet es Kanzlerin der Uni Greifswald zu sein?

Es ist natürlich eine sehr große Verantwortung, aber auch eine spannende und vielseitige Aufgabe. Es ist kein klassischer Verwaltungsjob. Das Leben an einer Universität ist bunt. Es gibt immer wieder neue Themen und Herausforderungen. Man trifft interessante Personen. Generationen und Fächerkulturen treffen aufeinander. In den universitären Gremien sind alle sog. Statusgruppen vertreten – also die Professor*innen, die wissenschaftlicher Mitarbeitenden, das nicht wissenschaftliche Personal und die die Studierenden. Das ist natürlich manchmal eine Herausforderung für die Entscheidungsfindung – aber jede Person hat die Möglichkeit, sich einzubringen.

2. ⁠Wie sind Sie Kanzlerin geworden?

Ich arbeite seit 2008 in der Finanzverwaltung der Universität Greifswald. Im Jahr 2018 und dann nochmal ab 2021 hatte ich die Position schon vertretungsweise übernommen, nachdem meineAmtsvorgänger an andere Einrichtungen gewechselt sind. Das war ein guter Einblick in das Aufgabenspektrum. Als die Stelle 2023 neu ausgeschrieben wurde, habe ich mich beworben und bin vom Senat gewählt worden.

Portraitfoto Kanzlerin Dr. Juliane Huwe, Copyright: Cordula Fleck

3. Was haben Sie studiert/was haben Sie vor Ihrem jetzigen Posten gemacht?

Ich habe Jura an der Universität Greifswald studiert und anschließend hier promoviert. Nach dem Referendariat habe ich in der Verwaltung der Universität angefangen. Zunächst als Juristin für Forschungsverträge, ab 2009 habe ich das Referat Drittmittel geleitet, später das Dezernat für Personal und Finanzen.

4. Was sind Ihre Aufgabengebiete?

Als Kanzlerin bin ich Mitglied im Rektorat, also Teil der Hochschulleitung. Die sechs Mitglieder der Hochschulleitung haben jeweils ihre eigenen Aufgabenbereiche. Ich bin insbesondere für die Finanzen zuständig und leite die Zentrale Verwaltung. Die Verwaltung sichert organisatorisch den Betrieb der Universität ab. Dazu gehört die Bewirtschaftung und technische Betreuung unserer Gebäude (rund 130 über das Stadtgebiet verteilt), außerdem die Verwaltung von Personal und Finanzen, die Beschaffung von allem, was an der Universität gebraucht wird und nicht zuletzt natürlich die Studierendenverwaltung von der Einschreibung bis zum Abschlusszeugnis. Weitere Themen sind Arbeitssicherheit und Rechtsangelegenheiten, aber auch die Förderung von Internationalisierung und Nachhaltigkeit. Das mache ich natürlich nicht allein – zur Zentralen Verwaltung gehören rund 150 engagierte Kolleginnen und Kollegen.

5. Sind sie die erste weibliche Kanzlerin in der Geschichte der Uni Greifswald?

Ja.

6. Was für einen Schritt stellt das in der Gleichberechtigung da?

Die Universität Greifswald existiert seit 1456. 2013 gab es die erste Rektorin, das war ein bedeutender Schritt in der Universitätsgeschichte, den man eindrucksvoll auch bildlich vor Augen hat, wenn man die „Ahnengalerie“ betrachtet, in der wir nach einer jahrhundertelangen Tradition von Männerportraits und nun auch die Rektorinnen festhalten dürfen. Seit 2024 gibt es mit mir die erste Kanzlerin. Das macht mich natürlich stolz, aber auch nachdenklich in Anbetracht des langen Weges, den die Chancengleichheit nehmen musste – und er ist ja auch noch nicht zu Ende.

7. Wie sieht ein klassischer Tag bei Ihnen aus?

Aufstehen, Bad, Pausenbrote, jüngstes Kind schulfertig machen und im Büro dann erst mal einen Kaffee. Ich habe meistens viele Termine, überwiegend interne Besprechungen. Zwischendurch bearbeite ich Mails. Die Tage sind gut ausgefüllt und häufig verlaufen sie anders als geplant, weil plötzlich etwas Wichtigeres dazwischenkommt. Unter der Woche endet mein Tag meistens damit, dass ich noch etwas arbeite, wenn das familiäre Abendprogramm vorbei ist.

8. Würden Sie in einem anderen Leben wieder diese Laufbahn wählen, oder würden sie etwas anders machen?

Ich habe diese Laufbahn ja nicht geplant, sondern bin da wie beschrieben reingewachsen. Ich wollte in meiner Jugend eigentlich was Kreatives machen – Innenarchitektur, einen Blumenladen eröffnen oder etwas in der Art. Insofern könnte ich mir sehr gut vorstellen, etwas ganz anderes zu machen. Ich kann mir aber genauso gut vorstellen, meinen Weg nochmal so zu gehen. Ich habe mich damals von meinem Vater überzeugen lassen, es erst einmal mit etwas Klassischem – Jura – zu versuchen und das nicht bereut. Meine Arbeit macht mir Spaß, meistens jedenfalls. Und häufig sie ist letztlich auch kreativ – wenn auch auf andere Art.

9. ⁠Möchten Sie noch eine Nachricht an die Schüler des AvH richten?

An dieser Stelle möchte ich natürlich etwas Werbung für die Universität Greifswald machen – von A wie Anglistik/Amerikanistik bis Z wie Zahnmedizin, bei unseren 115 Studiengängen ist für viele Interessen etwas dabei. Das Studium ist eine ganz besondere Zeit im Leben. Und nicht zuletzt sind wir eine der bislang wenigen Universitäten in Deutschland mit einem studentischen Prorektorat – das bedeutet, dass ein Mitglied der Hochschulleitung aus dem Kreis der Studierenden gewählt wird. Wenn das kein Argument ist! Aber egal, für welchen Weg Ihr euch entscheidet: Habt Freude an dem, was Ihr tut und engagiert euch auch außerhalb von Ausbildung oder Job für Themen, die euch wichtig sind.

Beitragsbild: Uni Hauptgebäude, Copyright: Jan Messerschmidt

Matthes Huwe

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