Projektkurs RHETORIK

Diskutiert ihr gerne, oder führt ihr gerne Streitgespräche mit Lehrer, Mitschülern oder Familie?

Dann könntet ihr euch nächstes Jahr gerne bei dem Rhetorikkurs anmelden. Dort lernt ihr nicht nur, wie man richtig argumentiert, sondern ihr besucht auch spannende Ereignisse, wie den Klima-Schnack bei Salon-5 in Greifswald. Außerdem veranstaltet ihr auch selbst Events, bei denen zum Teil die halbe Schule anwesend ist. So auch am 19. Dezember 2024, an diesem Tag fand nämlich die Veranstaltung “Jugend Debattiert” bei uns im Saal statt.

Grundlegend treffen sich hier 2 Teams mit je 2 Mitgliedern. Diese Diskussion läuft wie folgt ab: Jeder Debattant hat zu Anfang 2 Minuten Zeit seine Meinung und seine Eingangs Argumente vorzubringen, das Ende der Zeit wird mit einer kleinen Glocke verkündet. Dann, nachdem die Eingangsrunde vorbei ist, wird die Diskurs-Runde eröffnet, hier kann jeder auf die Argumente der anderen eingehen und versuchen, sie mit seinen eigenen zu entkräften. Hier gilt, dass immer nur einer reden darf, die anderen dürfen den Redner dann nicht unterbrechen. Der letzte Abschnitt für die Debattanten besteht aus einem Abschlussstatement, in welchem sie verkünden, welche Seite (Pro oder Contra) ihrer Meinung nach überwiegt und wieso. Nun folgt eine 10 Minütige Pause, in welcher sich die 5 köpfige Jury bespricht und die Teilnehmer der Diskussion bewertet. Zu guter Letzt finden sich dann alle zusammen und die Jury gibt die Platzierung bekannt. Begleitet wird das ganze von einem Moderator, welcher die Teilnehmer und die verschiedenen Phasen der Diskussion einläutet.

Kommen wir nun auf unseren speziellen Fall zurück, am 19. Dezember lautete die Frage: „Soll die Bewertung von Gruppenleistungen gegenüber Einzelleistungen in der Schule höheres Gewicht bekommen?“. Caspar eröffnete die Debatte damit, dass bei einer Gruppenarbeit die Aufgabe meist andere Vorgehensweisen vorsieht als ein simples Aufschreiben, wie es in den meisten Tests der Fall ist. Dementsprechend argumentierte er, dass hauptsächlich der Prozess und weniger das Ergebnis bewertet werden sollte. Und, so Caspar, damit die Schüler diesen Prozess als die wichtige Arbeitsform kennenlernen, die er ist, sollte sie eben höher gewichtet werden als sonstige Noten. Caspar beendete seinen Beitrag damit, dass er in der Praxis eine große Gruppenarbeit pro Semester fordert. Als nächstes stellte Laurenz seine Meinung vor. Er vertrat die Ansicht, dass eine Aufteilung in Gruppen der Arbeit schade, da die unterschiedlichen Mitglieder einer solchen gruppe auch unterschiedliche Leistungen mitbringen, so kann es also kommen, dass eine Gruppe nur aus leistungsschwächeren Personen besteht und dementsprechend nicht mit den Leistungen einer anderen Gruppe mithalten kann. Er argumentiert weiter, dass eine Arbeit in Gruppen ja überhaupt nicht wichtig sei, da man auch die später anliegenden Abiturprüfungen alleine meistern muss. Seine letzte Kritik beschränkte sich auf die Bewertung, so führte er an, dass ein Lehrer ja nicht alle Gruppen gleichzeitig betreuen kann und dementsprechend schlecht über ihre Leistung urteilen kann. Und wenn nicht nur der Lehrer die Arbeit der Schüler bewertet, würde er gern wissen, wie man die Bewertung sonst verteilt. Nachdem Laurenz sein Statement beendet hatte, ging es weiter mit Theo. Er argumentierte gegen den Punkt, dass eine Gruppe die Arbeit schwächen würde, er vertrat die Ansicht, dass leistungsstärkere Schüler die Leistungsschwachen hochziehen können. Des Weiteren argumentiert Theo, dass die Gruppe vielleicht nicht  bei Schulabschlüssen, aber dafür im Arbeitsleben sehr wichtig sei, da man dort häufiger in Teams an bestimmten Problemen arbeitet. Um auf die Kritik von Laurenz einzugehen, welche die Bewertung betraf, antwortete er, dass die Schüler je eine Selbsteinschätzung abgeben sollten, welche in die Bewertung mit einfließt. Mit diesem Punkt beendete Theo seinen Einstieg und gab das Wort an Moritz. Dieser bezog sich hauptsächlich auf die zeitlichen Gesichtspunkte dieses Problems, so kritisierte er, dass die enge Zeit im Rahmenplan gar nicht ausreiche, um eine solche Gruppenarbeit zu veranstalten. Zusätzlich merkte er an, dass die Gruppenarbeiten dazu führen würden, dass die Schüler nur mit ihrem Projekt vertraut sind und jeder damit einen höheren Lernaufwand hätte.

Die Diskussionsphase gestaltete sich sehr organisiert, da niemand dazwischen redete und den anderen ausreden ließ. Neben ein paar Missverständnissen, welche aus dem Weg geräumt werden konnten, wurden einige neue Argumente gefunden. Es wurden explizite Ideen vorgeschlagen, wie die Gruppenarbeit gestaltet werden könnte, eine Idee war zum Beispiel eine nachfolgende Diskussionsrunde, welche das Wissen in der gesamten Klasse verteilen könnte. Auf die Frage, wie man bei einer solchen Arbeit Falschinformationen herausarbeiten könnte, kam die Idee, die Lehrer sollten die Arbeitsphasen und Ergebnisse beaufsichtigen und ggf. richtig stellen. Kritik kam auf, da hinterfragt wurde, wie Leute handeln sollten, die gute Noten brauchen, wenn sie mit Leuten zusammenarbeiten, die keine guten Noten wollen und sich entsprechend einstellen. Als Antwort kam ein Verweis auf das geteilte Bewertungssystem und die Anmerkung, dass man an solchen Gruppenarbeiten Stressbewältigung lernen könnte. Damit endete die Diskussionsphase bereits und es wurden zu den Schlussstatements der Teilnehmer übergeleitet.

Um die Diskussion abzuschließen, reflektierten die Teilnehmer der Reihe nach noch einmal für eine Minute ihre ursprünglichen Positionen und erläuterten, ob sich ihre Meinung geändert hat. Alle vier Diskutanten hielten endgültig zu ihren Standpunkten, gingen aber auch auf die Gegenposition ein und nannten relevante Punkte sowohl für als auch gegen Gruppenarbeiten mit höherer Gewichtung in der Schule. 

Nach den abschließenden Statements gab es noch eine weitere zehnminütige Pause, während der sich die Jury beriet. Nach der Pause präsentierte immer jeweils ein Juror die gemeinsame Bewertung für einen einzelnen Redner. Die Jury ging darauf ein, was ihnen gut gelungen ist, und was noch verbesserungswürdig schien. Sie lobten dort, wo gelobt werden konnte, und präsentierten Verbesserungsvorschläge. Am Ende verkündeten sie ihre Platzierung: am wenigsten überzeugt waren sie von Moritz’ Präsentation, den dritten Platz verliehen sie Laurenz und auf den zweiten kam Theo. Am überzeugtesten war die Jury schlussendlich von Caspars Argumentation. Er darf nun in die nächste Runde, welche demnächst am Jahn-Gymnasium abgehalten wird. Dort wird er gegen Redner aus ganz Greifswald antreten. 

Moritz

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